So richtig hatte Prof. Dr. Silke Sinning nicht an ihren Wahl-Erfolg zur Vizepräsidentin des Deutschen Fußball-Bunds geglaubt. "Nach meiner Rede bekam ich ein paar Schulterklopfer, dass ich ganz gut war. Da habe ich zum ersten Mal das Gefühl gehabt, dass ich es schaffen könnte, über 50 Prozent zu kommen. Da hatte ich schon leichtes Magengrummeln".
Sinning stürzt Koch
Die Professorin für Sportpädagogik und -didaktik an der Universität Koblenz-Landau hatte sich vor einigen Monaten dem Team von Peter Peters angeschlossen, der die Wahl zum DFB-Präsidenten gegen Bernd Neuendorf verlor. Auf Bitten und Drängen vieler Verbandsabgeordneter trat Sinning trotzdem gegen Koch an. "Dass es so deutlich wird, damit habe ich überhaupt nicht gerechnet", blickt sie auf den Bundestag in Bonn vor knapp zwei Wochen zurück.
Von 246 Stimmen bekam Sinning 163. Dass im Nachhinein von einer Wahl gegen Koch und nicht für sie gesprochen wurde, möchte die Professorin nicht bestreiten. "Ich gehe davon aus, dass einige mich gewählt haben, weil sie von Rainer Koch nicht mehr überzeugt waren", so Sinning im SWR-Interview, die sich auf die Arbeit im DFB-Präsidium freut.
Jahrelang in Ausschüssen zum Frauen- und Mädchenfußball
Durch ihre Lehre in Landau und den Kontakt zu ihren Studierenden ist die 52-Jährige nah am Puls der Zeit. Außerdem bringt sie durch ihre Forschung wissenschaftlichen Fußball-Hintergrund mit. Speziell der Frauen- und Mädchenfußball liegt ihr dabei am Herzen.
Seit über 10 Jahren ist sie in verschiedenen Ausschüssen des Hessischen Fußballverbands und des DFB aktiv. Auch im neuen Präsidium hofft Sinning auf den Mannschaftsgeist des Fußballs.
Keine Differenzen im DFB-Präsidium
"Ich bin eine Teamplayerin, deswegen habe ich keine Sorge, mit dem neuen Präsidium gut zusammenarbeiten zu können". Differenzen mit dem neuen DFB-Präsidenten Bernd Neuendorf, dessen Gegner sie vor der Wahl unterstützt hatte, sieht sie keine. Beide seien "der Sache so stark verbunden und so professionell aufgestellt, dass wir wissen, dass es uns guttut, wenn wir uns gegenseitig stützen. Und das wird dem Fußball auch gut tun".
Vom raschen Anstieg der Frauenquote im DFB-Präsidium von einer auf fünf erhofft sich Sinning eine Signalwirkung. "Die einzelnen Frauen werden gute Arbeit leisten", ist sich die neue Vizepräsidentin sicher und will Frauen dadurch den Mut geben, sich mehr im Fußball zu engagieren.
Sasic zurück beim DFB
Die zweite Starke Frau im Bunde ist Célia Sasic. Die ehemalige Nationalstürmerin hat ihre aktive Karriere 2015 beendet, bewegte sich in den letzten Jahren aber im Dunstkreis des DFB. "Für mich ist es etwas ganz Natürliches, auch weiterhin in der Sportart, die ich liebe, engagiert zu sein", sagte die 33-Jährige nach ihrer Wahl zur Vizepräsidentin für Gleichstellung und Diversität.
Als Ex-Spielerin zur Vizepräsidentin
Als zweifache Europameisterin, Olympia-Dritte und Botschafterin für die Europameisterschaft 2024 im eigenen Land kennt Sasic den DFB. Sie ist vom Fach und als Wunschkandidatin Neuendorfs nicht überraschend ins Präsidium gewählt worden.
Für Sasic, die von 2004 bis 2013 für den SC Bad Neuenahr-Ahrweiler spielte, ist der Posten als Vizepräsidentin eine Herzensangelegenheit: "Ich habe selbst die Kraft des Fußballs am eigenen Leib erfahren dürfen und möchte diese Kraft weiterhin nutzen, um Positives für die Gesellschaft zu bewirken", so Sasic.
EM 2024 als Chance für neue Themen
Für sie spielt die EM 2024 eine entscheidende Rolle. Die ehemalige Stürmerin sieht das Turnier "als Impuls und Motor", um die "großen Themen dieser Zeit, Nachhaltigkeit, Diversität, Teilhabe und Integration gemeinsam anzugehen". Im DFB-Präsidium herrscht eine Aufbruchstimmung. Der Verband hat einen Neustart eingeläutet. Mittendrin die neuen starken Vizepräsidentinnen.