Nach dem 4:2-Sieg gegen Union Berlin hat die TSG Hoffenheim den Klassenerhalt fast sicher. (Foto: IMAGO, IMAGO / Beautiful Sports)

Fußball | Bundesliga

Hoffenheim feiert mit ein, zwei Bier und einem Whisky auf dem Weg ins Bett

Stand
REDAKTEUR/IN
mir

Große Erleichterung bei der TSG Hoffenheim: Nach dem 4:2-Sieg gegen Union Berlin haben die Kraichgauer den Klassenerhalt quasi sicher. Trainer Pellegrino Matarazzo wurde damit doch noch zum Retter.

Trainer Pellegrino Matarazzo nahm die Glückwünsche an: "Für den Sieg auf jeden Fall, und ich denke auch für den Klassenerhalt. Denn die Wahrscheinlichkeit ist extrem niedrig." Dieses Bisschen Stochastik hätte der Coach wohl auch ohne seinen Columbia-Abschluss in Angewandter Mathematik lösen können: Die TSG Hoffenheim hat mindestens drei Punkte Vorsprung auf Platz 16. Theoretisch könnten der VfL Bochum und der VfB Stuttgart die Kraichgauer noch überholen und in die Relegation schicken, 26 Tore Vorsprung auf den VfL wirken jedoch wie ein überaus komfortables Polster. Dennoch fühlte sich Matarazzo nach dem Spiel "leer". "Denn die totale Erleichterung ist noch nicht da. Die kommt vielleicht in den nächsten Stunden."

Dabbur mit der späten Erlösung für Hoffenheim

So hatte Matarazzo Gelegenheit, erst einmal in Ruhe zurückzublicken: "Die erste Halbzeit fand ich gut." Denn zwei Chancen reichten der TSG Hoffenheim zu einer komfortablen 2:0-Führung. Ihlas Bebou (23.) und Andrej Kramaric (36.) hatten die Tore für die Kraichgauer erzielt. "Souverän, reif, clever", nannte Matarazzo den Auftritt seiner Mannschaft bis dahin. Allerdings deutete Union-Verteidiger Danilho Doekhi mit seinem Treffer in der Nachspielzeit der ersten Hälfte bereits an, was den Hoffenheimern in der zweiten Halbzeit blühen sollte: eine wilde Aufholjagd des Champions-League-Aspiranten.

"Die zweite Halbzeit war als Trainer nicht ganz so einfach zu verkraften", sagte Matarazzo. Denn er musste mit ansehen, wie Union Berlin eine Chance nach der anderen herausspielte. Doch in den entscheidenden Situationen konnte Hoffenheim sich auf das Glück und Torhüter Oliver Baumann verlassen, der gleich mehrfach den Ausgleich verhinderte. Top-Torjäger Kramaric schien das Spiel dann in der Schlussminute mit seinem Treffer zum 3:1 entschieden zu haben. Das Tor ließ Hoffenheim jedoch nur kurz durchatmen, weil Aissa Laidouni in der Nachspielzeit den erneuten Anschlusstreffer erzielte. So war es Munas Dabbur vorbehalten, die TSG zu erlösen.

Stuttgart, Heidenheim, Kaiserslautern, Mainz, Hoffenheim, Freiburg,

SWR Sport | 21.04.2024 SWR Sport mit Markus Babbel

Zeit der Entscheidungen in der Fußball-Bundesliga, und SWR Sport zeigt und analysiert alles Wichtige aus dem Südwesten. Unser Gast am Sonntag ist Fußball-Experte Markus Babbel.

Sportschau - Bundesliga am Sonntag SWR

Ein, zwei Bier und ein Whisky auf dem Weg ins Bett

Ein verdienter Sieg? "Mir egal" sagte Matarazzo. "Scheißegal", stimmte Grischa Prömel ein. "Wir haben alles reingehauen, haben hart dafür gearbeitet. Es war keine einfache Phase. Wir sind trotzdem beieinandergeblieben, haben füreinander gekämpft", lobte Prömel. "Deswegen kann man der Mannschaft nur ein riesen Kompliment machen." Deswegen war der 28-Jährige nach einer auch für ihn persönlich harten Saison in Feier-Laune: "Wir nehmen die Emotionen auf und genießen den Moment." In die genauen Party-Pläne war Prömel unmittelbar nach dem Spiel noch nicht eingeweiht: "Aber ein, zwei Biere wird es schon geben", sagte er. Der Coach will es etwas ruhiger angehen lassen: "Heute wird auf jeden Fall gefeiert - also die Jungs. Ich gehe ins Bett. Vielleicht trinke ich noch einen Whisky auf dem Weg ins Bett."

Klassenerhalt ist nicht Hoffenheims Anspruch

Auch Alexander Rosen war erleichtert. "Man merkt es ja: Im Stadion sind fast die Dämme gebrochen, obwohl wir am 33. Spieltag 'nur' den Klassenerhalt geschafft haben." Trotz aller Freude weiß auch der Direktor Profi-Fußball, dass das eigentlich zu wenig für die TSG Hoffenheim ist: "Mit der Mannschaft, die wir haben, ist das nicht unser Anspruch. Aber es passiert Jahr für Jahr im Fußball: Immer wieder kommen Mannschaften in Situationen, mit denen sie nicht rechnen."

Hoffenheim war gut in die Saison gestartet, Trainer Andre Breitenreiter hatte die Kraichgauer nach zehn Spieltagen sogar auf einen Champions-League-Platz geführt. Doch nach Verletzungen von Stürmer Munas Dabbur und Antreiber Prömel konnte die TSG nicht mehr an die guten Leistungen anknüpften und rutschte immer weiter ab. Als Hoffenheim in den folgenden 13 Spielen nur noch sieben Punkte holte, musste Breitenreiter gehen und Matarazzo übernahm das Team in einer äußerst schwierigen Situation: "Dann gehört es dazu, dass man sie akzeptiert, beisammen bleibt, weiter macht", sagte Rosen. "Und das haben unsere Jungs getan, seit Wochen. Und das war einfach nur verdient. Ich freue mich und bin auch ein Stück weit stolz."

So kann Pellegrino Matarazzo die kuriose Konstellation am letzten Spieltag sogar ein Stück weit genießen. Denn am kommenden Samstag muss die TSG Hoffenheim beim VfB Stuttgart antreten - dem Verein, mit dem der US-Amerikaner in die Saison gestartet war. Damit bleibt der befürchtete Abstiegsshowdown gegen den Ex-Verein zwar aus. Matarazzo könnte die Schwaben jedoch mit einem Sieg in die 2. Bundesliga schicken.

Stand
REDAKTEUR/IN
mir