Die Geschichte klingt irgendwie kurios. Der Nationalspieler Sebastian Rudy gilt als überragender Fußballer. Leichtfüßig, laufstark, technisch perfekt, spielintelligent, variabel einsetzbar. Und trotzdem kommt der 30-Jährige Profi nur bei der TSG Hoffenheim an seine maximale Leistungsfähigkeit. Zweimal Schalke, nie hat es geklappt mit Rudy als königsblauem Leistungsträger. Und auch beim einjährigen Ausflug zum FC Bayern München war er lediglich Ergänzungsspieler.
Sebastian Rudy funktioniert offenbar nur im Kraichgau
Jetzt also ist Rudy wieder genau da, wo er hingehört, wo er sich fußballerisch und familiär pudelwohl fühlt: Im Kraichgau. Der 29-fache Nationalspieler wechselt zum dritten Mal in seiner Karriere nach Hoffenheim. Nach Medienberichten verzichtet Rudy auf große Teile seines Gehalts und konnte damit den Weg zu seiner "Triple-Rückkehr" nach Hoffenheim freimachen. "Wir freuen uns sehr über die erneute Rückkehr von Sebastian. Seine Routine, seine technischen Fähigkeiten und sein taktisches Verständnis werden uns besser machen", sagt Alexander Rosen. Der TSG-Direktor Profifußball ist überzeugt davon, dass Rudy sofort weiter an seine Erfolgsgeschichte in Hoffenheim anknüpfen kann. "Er kennt die TSG wie fast kein anderer und wir wissen alle, was wir sowohl sportlich als auch charakterlich an ihm haben", sagt Rosen.
"Aller guten Dinge sind drei. Mit dem Wechsel zurück nach Hoffenheim geht ein großer Wunsch von mir in Erfüllung. Ich freue mich auf die Menschen hier und natürlich auf meine Rückkehr in die Kabine zum Team. Wir haben in der vergangenen Saison mit großem Mannschaftsgeist die Europa League erreicht und ich habe große Lust dort weiterzumachen, wo wir im Sommer aufgehört haben", sagt Sebastian Rudy, der weiter mit der Rückennummer 16 auflaufen wird. "Jeder weiß, wie wohl ich mich hier fühle und um ehrlich zu sein, habe ich das Gefühl als wäre ich gar nicht weg gewesen", sagt der Mittelfeldspieler.
2010 war der Schwabe als großes Talent vom VfB Stuttgart zu Ralf Rangnicks TSG gewechselt, wo er sich als Stammspieler etablierte und sogar den Sprung zu Jogi Löw ins Nationalteam schaffte. 2017 köderte der Rekordmeister FC Bayern München den feinen Techniker, Rudy wurde Meister und fuhr zur WM 2018 nach Russland.
Über Bayern und Schalke zurück zur TSG
Schon ein Jahr nach dem Transfer zum FC Bayern wechselte Rudy für 16 Millionen Euro zum FC Schalke. Obwohl ihn der damalige Cheftrainer Domenico Tedesco unbedingt in seinem Team haben wollte, konnte sich Rudy nicht als dringend benötigter Führungsspieler durchsetzen. Rudy und Schalke, das passte einfach nicht.
Also ging der ruhige Mittelfeldmann letzten Sommer als Leihgabe für eine Saison zurück nach Hoffenheim. Eine Win-Win-Win-Situation für alle Beteiligten: Rudy spielte in 32 Bundesliga-Partien im Kraichgau wieder seine gewohnt wichtige Rolle, Hoffenheim hatte seinen Spielmacher zurück und schaffte mit ihm sogar den Sprung in die Europa League, das finanziell klamme Schalke verbuchte einen teuren Profi weniger auf der Gehaltsliste. "Ein absoluter Top-Spieler", schwärmte Ex-TSG-Trainer Alfred Schreuder von Rudys Fähigkeiten.
Erneute Leihe von Schalke nach Hoffenheim
Vor der laufenden Saison war Rudy nach Gelsenkirchen zurückgekehrt, das Leihgeschäft mit Hoffenheim war ausgelaufen und die TSG nicht bereit, per Kaufoption eine hohe Ablösesumme für den von vielen hochgeschätzten Spieler zu zahlen. Rudy ist immerhin Bundesliga-Rekordspieler im Kraichgau, hat im Frühjahr mit 217 Partien Andreas Beck überholt.
Also war seit Wochen ein erneutes Leihgeschäft im Gespräch, das jetzt, kurz vor Transferschluss, perfekt gemacht wurde. Zumal Rudy zuletzt auf Schalke, wo er noch bis 2022 unter Vertrag steht, beim 0:4 in Leipzig unter dem neuen Trainer Manuel Baum 90 Minuten auf der Bank saß.
Auch Ryan Sessegnon kommt aus England in den Kraichgau
Jetzt also hat Hoffenheim seinen Rudy wieder und kann damit bei der Dreifach-Belastung Bundesliga-DFB-Pokal-Europa League und den langfristigen Ausfällen von Ermin Bicakcic (Kreuzbandriss) und Kostas Stafylidis (Schulter-OP) personell wieder aus dem Vollen schöpfen. Zumal die TSG mit dem englischen Außenbahnspieler Ryan Sessegnon von Tottenham Hotspur im Transfer-Endspurt auch noch ein großes Talent verpflichtete.
Der 20-Jährige U-21-Nationalspieler war letztes Jahr innerhalb Londons vom FC Fulham für geschätzte 27 Millionen Euro zu Tottenham gewechselt, konnte sich aber in seiner ersten Saison nicht wie gewünscht in Szene setzen (12 Pflichtspiele). Auch Sessegnon wird für zunächst eine Saison von Hoffenheim ausgeliehen und erhofft sich bei der TSG viel Spielpraxis.
