Die Luft wird dünn für Pellegrino Matarazzo: Gerade einmal fünf Wochen ist der 45-Jährige Cheftrainer beim Tabellenletzten TSG Hoffenheim - und schon steht er wieder vor dem Aus. Siegen oder fliegen lautet wohl das Motto im Kellerduell gegen Hertha BSC.
Laut übereinstimmenden Medieninformationen müsste Matarazzo bei der sechsten Pleite in Folge seinen Platz bei den Kraichgauern schon wieder räumen. Für den US-Amerikaner mit italienischen Wurzeln wäre es bereits die zweite Entlassung innerhalb einer Saison. Ohne einen einzigen Liga-Sieg.
Für Matarazzo spielen die Berichte keine Rolle. "Ich möchte Euch nicht enttäuschen, aber es hat keinen Effekt. Ich weiß, wie das Geschäft funktioniert. Den Druck, den ich spüre, erzeuge ich selbst. Was überall zu lesen ist, interessiert mich tatsächlich nicht", sagte Matarazzo am Freitag auf eine entsprechende Nachfrage bei der Pressekonferenz. "Ich spüre weiterhin vollstes Vertrauen von allen Spielern und von der sportlichen Leitung."
Matarazzo: "Das tut weh"
"Das tut weh", hatte der angezählte Fußballlehrer zuvor der "Rhein-Neckar-Zeitung" über seine Negativserie gesagt, gab sich vor der Woche der Wahrheit aber weiter kämpferisch: "Aufmerksamkeit, Schärfe, Sprintverhalten" - damit soll das Schlusslicht den Turnaround schaffen. Gegen die Berliner geht es also schon wieder um alles.
Hoffenheimer Talfahrt geht weiter
Erst im Oktober war Matarazzo beim VfB Stuttgart nach neun Spielen ohne Sieg zum Saisonstart entlassen worden. Am 8. Februar trat er die Nachfolge von Andre Breitenreiter bei der TSG an, konnte aber auch die Talfahrt der Hoffenheimer nicht stoppen. Die Kraichgauer verloren die letzten acht Pflichtspiele und warten seit insgesamt 14 Bundesliga-Spielen auf einen Sieg.
Matarazzos letzter Dreier liegt gar zehn Monate zurück. Dabei gehörte der 45-Jährige für viele zur großen Trainer-Hoffnung im deutschen Fußball. Einst Co-Trainer von Bayern-Coach Julian Nagelsmann in Hoffenheim, führte Matarazzo bei seiner ersten Station als Cheftrainer den VfB 2020 zum direkten Wiederaufstieg in die Bundesliga. Doch nach einer ersten starken Saison im Oberhaus ging es kontinuierlich bergab.
Matarazzo kann für das Duell gegen Hertha BSC wieder auf drei wichtige Spieler bauen. Neben Offensivmann Christoph Baumgartner, der eine Gelbsperre abgesessen hat, sollen auch Abwehrrecke Kevin Vogt und Mittelfeldspieler Sebastian Rudy nach Verletzungen wieder bereit sein. Der dänische Stürmer Kasper Dolberg ist nach einer Gehirnerschütterung noch nicht wieder fit genug.
Gisdol und Kocak im Gespräch
Favorit auf die Nachfolge in Hoffenheim soll Medienberichten zufolge der ehemalige TSG-Coach Markus Gisdol sein, es soll bereits Gespräche gegeben haben. Auch Kenan Kocak, der aktuell Stefan Kuntz in der türkischen Nationalmannschaft assistiert, ist ein Kandidat.
SWR Sport | 26.03.2023 SWR Sport mit dem Thema: "Leben nach dem Sport"
Die Jagd nach Gold, Silber, Bronze, nach Toren und Punkten, dem Jubel der Fans, bedeutet auchTreppenläufe im Morgengrauen, abgebrochene Semester, verpasste Familienfeste, unflätige Kabinenpredigten, Druck bis in die Haarspitzen. Hässliche Kommentare im Netz. Verletzungen, die Karrieren beenden oder in chronischen Schmerzen münden – oder beides. Fernbeziehungen zwischen Stützpunkt, Flughafen und Hotel, Girokonten gerade so gedeckt.
"Es wäre nicht unwichtig", sagte Matarazzo über den dringend benötigten Befreiungsschlag am Samstag. Schließlich hängt wohl auch seine eigene Zukunft bei der TSG davon ab.