Wie kurios-kurzlebig das Trainergeschäft in der Bundesliga ist, verdeutlicht ein kurzer Blick zurück. Am 10. Oktober war Pellegrino Matarazzo beim VfB Stuttgart wegen Erfolglosigkeit entlassen worden. Der US-Amerikaner hatte keines der ersten neun Ligaspiele gewonnen und musste bei den Schwaben gehen.
Als Matarazzo beim VfB ging, war Breitenreiter noch auf Europa-Kurs
Am 14. Oktober, vier Tage nach dem Matarazzo-Rauswurf in Stuttgart, gewann André Breitenreiter mit der TSG Hoffenheim auf Schalke und stand auf Champions-League-Platz vier. Ein prächtiger Saisonstart des neuen Meister-Coaches aus Zürich, und nicht einmal Fußball-Phantasten wären zum damaligen Zeitpunkt auf den Gedanken gekommen, ausgerechnet Pellegrino Matarazzo könnte schon Mitte Februar der Nachfolger des bis zum zehnten Spieltag so erfolgreichen André Breitenreiter werden.
Danach aber gewann auch Hoffenheim - wie zuvor der VfB - kein einziges Bundesligaspiel mehr. Bis heute neun Partien ohne Dreier. Und ein Absturz von Platz vier auf 14. Es folgte der branchenübliche Mechanismus in diesem erbarmungslosen Fußballgeschäft, am Montag kam auch für Breitenreiters der Abpfiff in Hoffenheim.
Matarazzos Verpflichtung ist nachvollziehbar
Und so setzte sich das altbekannte Trainer-Karussell wieder einmal in Bewegung. Dass nun ausgerechnet der zuletzt erfolglose Pellegrino Matarazzo den ebenso erfolglosen Kollegen in Hoffenheim beerbt, mutet zwar seltsam an. Ist jedoch absolut nachvollziehbar. Schließlich kennt man sich im Kraichgau bestens.
Und man schätzt sich. Hinterließ doch Matarazzo vor seiner Zeit bei den Schwaben auch im Badenerland zwei Jahre lang bleibende Spuren. Sportlich wie menschlich. Zunächst als U17-Coach und später als Assistent von Julian Nagelsmann und Alfred Schreuder in Hoffenheim.
Ralf Hasenhüttl steht momentan nicht zur Verfügung
Zwar wurde bei der TSG nach Informationen von SWR Sport zuletzt auch der Name Ralph Hasenhüttl geprüft. Der frühere Leipziger, am 7. November beim FC Southampton in der Premier League entlassen, steht momentan aber nicht für ein Traineramt in der Bundesliga zur Verfügung. Also fiel die naheliegende Wahl auf Matarazzo. Da weiß man einfach, was man hat.
Und in der momentan prekären Situation wäre sowieso kein Platz für irgendwelche Experimente mit Übungsleitern, die die Bundesliga und vor allem den knallharten Abstiegskampf nicht kennen.
In Stuttgart junge Spieler weiterentwickelt
Auch wenn "Rino" Matarazzos Saisonstart in Stuttgart in die Hose ging, zuvor hatte der 45-Jährige aus New Jersey über zweieinhalb Jahre lang gute Arbeit beim VfB geleistet. Der gelernte Mathematiker stieg mit den Schwaben in die Bundesliga auf, schaffte zweimal den Klassenerhalt, ließ einen ansehnlichen Fußball spielen und entwickelte junge Spieler wie Mangala, Sosa oder Kalajdzic entscheidend weiter.
Übrigens: Pellegrino Matarazzo braucht für den neuen Job in Hoffenheim noch nicht einmal einen Umzugswagen. Der Fußballlehrer wohnte auch während seiner Stuttgarter Zeit mit der Familie weiter in der Nähe von Heidelberg. Schließlich kennt auch er die Fallstricke und die Kurzlebigkeit des Trainerberufs in der Fußball-Bundesliga.