Alexander Rosen, Sportdirektor der TSG Hoffenheim (Foto: IMAGO, IMAGO / Sportfoto Rudel)

Fußball | Bundesliga

Alexander Rosen: So bleibt Hoffenheim in der Bundesliga

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INTERVIEW
Jens Ottmann

Trotz der bitteren 0:1-Niederlage gegen Borussia Dortmund ist Sportdirektor Alexander Rosen optimistisch, dass die TSG Hoffenheim nicht absteigt.

SWR Sport: Alexander Rosen, die TSG Hoffenheim steht aktuell auf Platz 16. Ist das die größte Krise seit der Relegation 2013?

Alexander Rosen: Das ist definitiv eine riesengroße Herausforderung, eine sehr anspruchsvolle Phase. Wir haben im Oktober das letzte Spiel gewonnen, das zehrt einfach.

Auf der anderen Seite: Wenn man das Spiel gegen Borussia Dortmund sieht, hat man das Gefühl, dass auch der Letzte verstanden hat, in welcher Situation wir sind. Wir brauchen uns nichts vormachen: Wenn man am zehnten Spieltag um die internationalen Plätze kämpft und dann so einen Absturz erlebt, ist das vom Kopf her nicht ganz einfach.

Haben Sie Angst vor dem Abstieg?

Nein. Angst habe ich vor anderen Themen. Auf der anderen Seite bin ich mit sehr viel Liebe und sehr viel Herzblut seit zehn Jahren bei diesem Klub. Man will das Beste, man arbeitet, man versucht alles dafür zu tun, der Mannschaft den entsprechenden Rahmen zu geben, damit die Spieler Leistung bringen können. Und die Jungs wollen. Das sieht man.

Die Jungs haben sich auf den Weg gemacht: Wir haben mehr Spieler, die in Form kommen, Spieler kommen von Verletzungen zurück. Sie versuchen es. Es fehlt noch etwas, aber es ist immer so, dass das Resultat der Leistung folgt und nicht andersherum.

Haben Sie in den vergangenen Wochen gut schlafen können oder ist der Kopf voll mit anderen Dingen?

Ich will es nicht zu groß machen. Es ist eine anspruchsvolle Situation. Auf der anderen Seite darf ich hier im Umfeld Bundesliga arbeiten. Ich glaube, wenn wir nach links und rechts in die Gesellschaft gucken, gibt es Menschen, die ganz andere Herausforderungen haben.

Aber es ist auch so, dass man nicht ruhig und gut gelaunt nach Hause geht, wenn man in dieser Situation ist. Man macht sich den einen oder anderen Gedanken mehr. Aber das geht ja nicht nur mir so. Das erlebe ich bei den Spielern, dem Trainer-Team, aber auch bei ganz vielen Mitarbeitern.

Aber das Gefühl ist da, es ist Zusammenhalt und es ist Glaube da. Es ist ganz wichtig, dass die Situation anerkannt und akzeptiert wird. Das ist die Basis, dass man da wieder herauskommt.

Reden auch Sie mit den Spielern oder macht das nur der Trainer?

Selbstverständlich. Das bin nicht nur ich. Das ist der gesamte Staff. Es geht darum, dass wir gemeinsam - alle gemeinsam - an dieser Sache arbeiten. Ich kann ein Beispiel geben, das uns echt berührt hat: Wir haben vor dem Spiel gegen Dortmund einen Film von den Mitarbeitern gezeigt bekommen. Den hat niemand in Auftrag gegeben.

Das war einfach eine Initiative, sensationell umgesetzt von der Medienabteilung. Viele Mitarbeiter, die einfach gesagt haben: 'Hey Jungs, wir sind da. Wir gehen da gemeinsam durch.' Und dieser Geist, diese Energie, ist die Basis, dass wir da gemeinsam wieder rauskommen. Und viel von dem, finde ich, haben wir gegen Dortmund bei der Mannschaft gesehen. Das kann einem Mut machen.

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Haben Sie denn eine Erklärung, wie dieser Absturz von Platz 4 auf Platz 16 in wenigen Wochen passiert ist?

Es gibt definitiv nicht diese eine Erklärung. Dann wäre es leicht, sie zu finden und zu beheben. Es sind schon sehr viele Dinge zusammengekommen. Aber der Blick zurück ist jetzt vielleicht gar nicht das Richtige. Vielleicht, wenn wir den kurzfristigen Blick zurück richten: Wie ist unsere Mannschaft gegen das Topteam der Stunde hier aufgetreten? Wie hat sie Dortmund vor Herausforderungen gestellt? Wie hat sie gemeinschaftlich verteidigt? Was haben wir für Einzelspieler-Leistungen gesehen? Wie viele Torabschlüsse und Chancen hatten wir? Wir haben uns halt noch nicht belohnt. Aber die Leistung war da. Und nochmal: Resultat folgt Leistung und nicht andersherum.

Gibt es einen Schuldigen oder mehrere Schuldige, was dieses Thema angeht?

(lacht) Schuld ist sicherlich das falsche Wort. Aber ich finde es gut, wenn man sich verantwortlich fühlt. Ich fühle mich verantwortlich. Die Spieler fühlen sich verantwortlich. Jeder im Staff fühlt sich verantwortlich. Viele Menschen fühlen sich verantwortlich. Und wenn man weiß, dass man nicht in der Opferrolle, sondern in der Verantwortung ist, dann hat man auch die Chance, daran etwas zu ändern. Und vieles von dem, was es bedarf, um da rauszukommen, hat man gegen Dortmund gesehen.

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