Was die Position auf dem Platz angeht, sind viele Fußballer ja recht flexibel. Anders ist das, wenn es gar nicht um eine Position auf dem Rasen geht, sondern auf der Tribüne. Erik Durm kennt das Gefühl. Nicht nur aus seiner Zeit bei Eintracht Frankfurt.
"Ich war die letzten Monate außen vor und wurde nicht wirklich gebraucht", verrät der Neuzugang des 1. FC Kaiserslautern im Gespräch mit SWR Sport. "Das fühlt sich als Fußballer einfach nicht gut an." Das soll sich jetzt ändern. In der Heimat will Durm noch einmal durchstarten, und es vielleicht auch all jenen beweisen, die ihn bereits abgeschrieben hatten, den Weltmeister von 2014.
"So schnell habe ich noch nie einen Vertrag unterschrieben"
Als das Angebot vom FCK eintrudelte, musste Durm deshalb nicht lange überlegen. "Ich wollte unbedingt wieder kicken, ich wollte unbedingt weg", erzählt er. "Ich glaube, so schnell habe ich noch nie irgendwo einen Vertrag unterschrieben." Mit Kaiserslautern hat es einfach gepasst, sagt Durm im Trainingsshirt mit dem FCK-Emblem.
"Ein Auge auf den FCK"
Das Trikot des Klubs hat er als Junge aus der Region schon als Kind getragen. Und wenn der gebürtige Pirmasenser davon schwärmt, wird schnell klar: Es ist mehr als jene Floskel von der Vereinsbettwäsche, die Fußballer bei ihrer Verpflichtung nur allzu oft bemühen. "Ich hatte immer ein Auge auf den FCK, habe geschaut, wo sie stehen und das als Fan verfolgt", verrät er. "Deswegen ist es für mich etwas ganz Besonderes." Durm – der FCK-Fan, für den der Verein mehr ist, als der neue Arbeitgeber.
"Der Betze, die Fans, meine Heimat." All das überzeugte den 30-Jährigen, der sich darauf freut "endlich wieder Dialekt zu schwätzen". Und, "dass ich wieder spielen will und eine Aufgabe brauche". Die Aufgabe, sie hat Erik Durm gefehlt. Das wird schnell deutlich, wenn manchmal auch nur in einer Bemerkung. "Natürlich will ich der Mannschaft so gut es geht helfen, wenn man mich braucht", sagt er.
Gebraucht werden, auch das hat Durm gefehlt. An die neue Aufgabe in Kaiserslautern geht er vielleicht auch deshalb mit Demut. "Ich bin niemand, der an erster Stelle stehen möchte, oder ein Lautsprecher ist. Das bin nicht ich", sagt er. "Ich bin nicht der, der vor dem Spiel Ansprachen hält. Das ist nicht mein Naturell. Und das werde ich jetzt, am Ende meiner Karriere, auch nicht mehr ändern."
Vorfreude auf den Betzenberg
Noch aber ist die Karriere von Durm nicht vorbei. Noch hat er was vor - mit dem FCK. "Mit der Mannschaft eine geile Saison spielen, den Leuten Spaß zu bereiten, alles auf den Platz hauen." Und dann? "Schnellstmöglich über die 40 Punkte zu kommen - das ist das Ziel. Und wenn wir das schaffen, dann wird es auch eine geile Saison." Die "geile Saison" könnte für den Neuzugang schon am 15. Juli beginnen. Dann empfängt der FCK zum Start in die Zweitliga-Spielzeit Hannover 96. "Ich glaube, die Euphorie ist riesig und die Fans freuen sich genauso aufs erste Spiel wie wir", so Durm.
"Ich durfte als Spieler noch nie auf dem Betze spielen. Ich habe mit Dortmund einmal ein Freundschaftsspiel gemacht. Da war es aber nicht voll." Das dürfte sich jetzt ändern. "Deshalb freue ich mich umso mehr, wenn ich auf dem Platz stehen darf, mit dem Trikot an." Bis dahin aber, muss der Neuzugang wieder voll fit sein.
Auf den Körper hören
Beim Trainingslager in der vergangenen Woche konnte Durm nicht alle Einheiten mitmachen. Der Grund: eine Vorsichtsmaßnahme. "Es ist nichts Dramatisches, verrät er. "Ich habe in Frankfurt die letzten acht, neun Monate nicht gespielt und war nicht im Spielbetrieb. Deshalb passen wir ein bisschen mehr auf die Muskulatur auf."
Durm ist deshalb viel gelaufen - und hat die Teamkollegen bemitleidet. "Natürlich mag das kein Fußballer, so Trainingslager-Schweineeinheiten, aber das gehört einfach dazu." Und - auch Durm hätte sich gern da durch gequält, wenn er denn fit gewesen wäre. "Mein Körper hat ein bisschen was signalisiert und deshalb haben wir ein wenig zurückgeschraubt."
Das aber, da ist er sich sicher, wird sich bald wieder ändern. Und dann will Erik Durm um seinen Platz kämpfen - auf dem Rasen, nicht auf der Tribüne.