Elf Minuten Nachspielzeit. Elf. Minuten. Nachspielzeit. So lange musste der 1. FC Kaiserslautern überstehen - hoffend, bangend, kämpfend -, um den 1:0-Sieg beim VfL Osnabrück über die Zeit zu retten. Doch die Freude nach dem Abpfiff währte nur kurz. Zwar waren die Punkte 51, 52 und 53 unter Dach und Fach und Platz zwei gefestigt, doch die elf Minuten Nachspielzeit resultierten aus dem Horror-Crash von René Klingenburg. Nach einem Kopfball-Duell mit Timo Beermann fiel der 28-Jährige zu Boden und Beermann landete auf seinem Kopf. Klingenburg musste vom Platz getragen werden.

Darum war nach dem Sieg auch erstmal niemandem so richtig zum Feiern zumute: "Da steht der Sport auf jeden Fall hinten dran. Das ist ein Familienvater, das ist ein toller Mensch und es geht jetzt erstmal darum, dass er gesund ist", sagte Stürmer Terrence Boyd. "Wir sind jetzt erstmal in Gedanken bei unserem Spieler", sagte auch Chefcoach Marco Antwerpen. "René, das wissen auch alle, ist immer mein Junge, da passe ich immer ganz besonders drauf auf. Das sah nicht gut aus. Und jetzt hoffen wir mal, dass wir gleich positive Nachrichten bekommen."
Positive Nachrichten aus der FCK-Kabine
Die positiven Nachrichten kamen später aus der Kabine: Klingenburg war ansprechbar und konnte Arme und Beine bewegen. Dennoch blieb der Abräumer über Nacht zur Beobachtung im Krankenhaus. Erst am Sonntagmittag konnte Klingenburg das Krankenhaus verlassen.
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Der Schock saß tief. Das merkte man dem FCK lange an. Doch dann zeigten die Roten Teufel einmal mehr ihr "überragendes Gemeinschaftsgefühl" (Antwerpen). "Wir haben gesagt: Das Spiel ist nur noch für Klinge", erzählte Philipp Hercher. "Dafür haben wir dann nochmal die letzten Prozentpunkte herausgeholt."
FCK mit Boyd und Hanslik zum Glück
Die hatten bis dahin noch gefehlt. Denn trotz einer guten Leistung schaffte es der FCK lange Zeit nicht, den Ball im Tor von Philipp Kühn unterzubringen. Dann war es die Hereingabe von Daniel Hanslik, von der Trainer Antwerpen sagte: "Eine butterweiche Flanke, da kannste dich als Stürmer schon unterwegs freuen." Der Stürmer, der sich freute, war der für Klingenburg eingewechselte Terrence Boyd. "Und Terrence hat dann auch die Klasse, den so zu machen."
Torschütze Boyd war zu diesem Zeitpunkt jedoch heilfroh, dass Hanslik seinen linken Fuß so exakt justiert hat, dass die Flanke nicht nur butterweich sondern auch sehr präzise kam. Denn der erst am Samstagmorgen von einer Corona-Infektion freigetestete Torjäger pfiff bereits aus dem letzten Loch: "Nach dem gefühlten dritten Sprint ist der Schlauch schon gerissen ist", gestand Boyd im Interview mit SWR Sport. "Obwohl ich kurz vorher noch zum Trainer gesagt habe: Du kannst mich ohne Sorgen reinwerfen, so viel Fitness ist da nicht verloren gegangen. Aber ich habe die Rechnung ohne mich gemacht, denn ich war nie wirklich fit.
FCK mit Gier und Teamspirit zum Sieg
An Ende waren es "Gier, Teamspirit" (Boyd), die dem FCK zum Sieg verholfen haben. Denn in der Schlussphase warf der VfL Osnabrück noch einmal alles nach vorne. Der FCK taumelte. Doch die beste Abwehr der 3. Liga (18 Gegentore) und Torhüter Matheo Raab (14 Mal ohne Gegentreffer) hielten erneut dicht. "Wir wollten uns in jeden Ball reinschmeißen. Wie die Mannschaft das verteidigt hat, ist einfach geil", sagte Hercher. "Alles reinhauen, so dass wir uns danach nicht mehr bewegen können."
Das müssen sie auch vorerst nicht. Denn am Sonntag konnte der FCK gemütlich auf die Konkurrenz schauen. Zwar bleiben der 1. FC Saarbrücken (49 Punkte auf Platz vier) und Eintracht Braunschweig (51 Punkte, Platz drei) den Roten Teufeln auf den Fersen. Doch Waldhof Mannheim hat sich nach der 0:3-Niederlage im Spitzenspiel wohl entgültig aus dem Aufstiegsrennen verabschiedet.