Nach dem späten 2:2 des 1. FC Kaiserslautern gegen Heidenheim brachen auf dem Betzenberg alle Dämme (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)

Fußball | Meinung

Die 40 Punkte bringen für Kaiserslautern auch eine Verpflichtung mit sich

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Johann Schicklinski

40 Punkte waren das Saisonziel des 1. FC Kaiserslautern in der 2. Liga. Nach dem verrückten Spiel gegen Heidenheim hat der Aufsteiger diese Marke bereits nach 26 Spieltagen erreicht. Eine Leistung, auf die man bei den Roten Teufeln stolz sein darf, die aber auch eine Verpflichtung mit sich bringt, findet SWR-Sportredakteur Johann Schicklinski.

Zugegeben, es hat ein paar Wochen gedauert. Nach dem 3:1-Heimsieg gegen die SpVgg Greuther Fürth am 25. Februar stand der 1. FC Kaiserslautern bei 38 Punkten. Noch ein Sieg, so hieß es damals, und die Roten Teufel hätten die 40 Punkte erreicht, die vor der Saison als großes Ziel, als Synonym für den sicheren Klassenerhalt avisiert worden waren.

Es folgten zwei Auswärtspleiten in Magdeburg und Darmstadt, dazwischen ein 2:2 auf dem heimischen Betzenberg gegen den SV Sandhausen und schließlich das Remis gegen Heidenheim, durch das die Pfälzer die 40 Zähler vollgemacht haben.

Eine herausragende Zwischenbilanz für die Pfälzer

Und das nach 26 Spielen. Die Roten Teufel waren fast immer im oberen Tabellendrittel und nie im Abstiegskampf - eine herausragende Zwischenbilanz. Der FCK, zuvor jahrelang in die Drittklassigkeit abgetaucht und am Rande des finanziellen Ruins wandelnd, ist wieder wer. Der Traditionsklub ist zurück dort, wo er nicht nur dem eigenen Selbstverständnis nach hingehört: auf der deutschen Fußball-Landkarte.

Hengens riskanter Plan mit Schuster ging auf

Der frühzeitige Klassenerhalt ist ein riesiger Erfolg, für den es gute Gründe gibt. Vor allem Trainer Dirk Schuster ist hier zu nennen. Thomas Hengen, der FCK-Geschäftsführer Sport, ging ein großes Risiko, als er in der letzten Spielzeit nach dem 38. Spieltag der 3. Liga den damalige Coach Marco Antwerpen feuerte und stattdessen Schuster für die Aufstiegsspiele gegen Dresden holte. Doch der wagemutige Plan ging auf. Schuster führte das Team erst in die 2. Liga und nun bereits acht Spieltage vor Saisonende zu 40 Punkten.

Die Chemie zwischen Trainer und Team stimmt

Zwischen Coach Schuster und seinem Team passt es. Die Mannschaft hat den fußballerischen Ansatz ihres Trainers verinnerlicht, präsentiert sich kampfstark und resilient. So lässt sich der FCK auch durch Rückstände nicht beirren und drehte zahlreiche Spiele. Dafür war das Heidenheim-Match das beste Beispiel. Der Glaube an sich selbst eint das Team und deshalb ließ es sich nicht aus der Spur bringen, wenn es mal einen Durchhänger gab.

Kämpferische Mentalität passt super zum FCK

Mit dieser Mentalität, die wie angegossen zu den Roten Teufeln und deren Fans passt, ist es der Mannschaft gelungen, eine regelrechte Euphoriewelle unter den jahrelang leidgeprüften Anhängern auszulösen. Kaiserslautern ist wieder "In" und erfährt nicht nur in der Pfalz, sondern auch bundesweit Sympathien. Die Unterstützung der Fans, die in bestimmten Partien zum regelrechten Hype wurde, ist für mich daher ein weiterer Grund für das gute Abschneiden. Nicht zuletzt durch die Anhänger war so ein "Betze-Wahnsinn" wie gegen den FCH möglich.

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Der 1. FC Kaiserslautern sah gegen den 1. FC Heidenheim wie der sichere Verlierer aus, schlug dann aber in der Nachspielzeit doppelt zurück.

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Hengen ist der "Baumeister des Erfolgs"

Schließlich gilt es auch noch Hengen zu erwähnen, den "Baumeister des Erfolgs". Sein Plan mit Schuster ging auf, seine Transfers saßen, gezielt baute der Ex-Profi vor der Saison unter Zeitdruck eine Mannschaft auf, die in der 2. Liga absolut konkurrenzfähig ist.

Keine Grabenkämpfe mehr auf dem Betzenberg

Die Summe aus all diesen Punkten, insbesondere die Zusammenarbeit zwischen Hengen und Schuster, sorgte dann noch für eine auf dem Betzenberg sehr lange nicht mehr gekannte Ruhe und Kontinuität. Nach Jahren der Grabenkämpfe und personellen Wechsel trug auch diese Geschlossenheit ihren Teil zum guten Abschneiden bei.

Der FCK darf das frühzeitige Erreichen des Saisonziels nun gebührend feiern, sollte aber die restliche Spielzeit mit der nötigen Seriosität und dem nötigen Ehrgeiz angehen. Aktuell sind die Roten Teufel Siebter. Jeder Tabellenplatz weiter oben bringt mehr TV-Geld, zudem ist es wichtig, mit einem guten Gefühl in die Sommerpause zu gehen. Doch da mache ich mir bei Schuster und seinen Jungs wenig Sorgen.

Frühzeitige Planungssicherheit

Und im Hintergrund kann sich bereits Hengen ans Werk machen. Die nötige Planungssicherheit hat er ja jetzt - und kann frühzeitiger am Markt agieren als viele Konkurrenten. Ein Wettbewerbsvorteil, der genutzt werden muss!

Und wer weiß - wenn die Trefferquote des Geschäftsführers erneut so hoch ist, dann sind die 40 Punkte im kommenden Jahr vielleicht sogar noch schneller erreicht. Und dann könnte sich der FCK dann ja nochmal ganz andere Ziele setzen.

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Johann Schicklinski