Es ist kurz nach halb elf am Dienstagabend. Ich sehe jubelnde FCK-Profis, weinende Lauterer Fans, einen erlösten Sportchef Thomas Hengen. Geschafft! Und auch ich denke darüber nach, was für eine Reise diese Saison war, für diesen Club, den ich schon lange als Reporter begleite. Schon Wahnsinn. Die Bilder sind Emotion pur – durch den Bildschirm spürt man die Freude und vor allem die Erleichterung. Für den FCK, diesen großen Traditionsverein, endet eine vierjährige Leidenszeit in der Drittliga-Tristesse.
Dann klingelt mein Telefon. Mein guter Freund aus Kaiserslautern, Betze-Fan seit Kindesbeinen, ist dran. Glückselig und völlig euphorisiert. "Wir haben es geschafft... ist das geil! Isch kennt' groine" (pfälzisch für weinen), jubelt er ins Telefon. Jetzt habe auch ich ein wenig Gänsehaut.
Die Wucht des pfälzischen Traditionsclubs
Es sind diese Momente, in denen man merkt, welche Wucht dieser Verein aus der Pfalz entwickeln kann. Welche Verbundenheit, fast schon Abhängigkeit, seine Anhänger mit ihm haben. In den vergangenen Jahren war es für seine Fans eine Leidenszeit. Besonders in der Phase, in der der Verein fast Pleite ging und auch noch der Absturz in die Regionalliga drohte. Auch ich ertappte mich dabei, dieses pfälzische "Fußball-Ungetüm", dass dem Abgrund entgegentaumelte, fast abzuschreiben. Die tristen Geisterspiele, die man als Kommentator auf dem Betzenberg erlebte, verstärkten zeitweise dieses Empfinden.
Marco Antwerpen und Thomas Hengen ebneten den Weg
Umso bemerkenswerter, wie der FCK doch noch seine PS auf die Straße bekam, richtige Entscheidungen traf, mit Ex-Trainer Marco Antwerpen und Sportchef Hengen die personelle Neuaufstellung begann und sogar Stück für Stück Ruhe in den oft unruhigen Verein bekam. Die finanzielle Unterstützung der Investoren tat ihr Übriges. Sportlich erfolgreich und konstant, blühten die Roten Teufel, spätestens nach der Rückkehr der Fans, vollends auf.
Dann der verpatzte Saisonschlusspurt, der direkte Aufstieg wird verpasst, die Mannschaft wirkt verunsichert, Marco Antwerpen muss kurz vor der Relegation gehen. Eine "unpopuläre Entscheidung" nennt Thomas Hengen die Trennung. Die Fan-Seele kocht. Die Angst vor dem Scheitern wächst rund um den Betzenberg. Und doch ist es der richtige Schritt. Der neue Coach Dirk Schuster bringt die Saison doch noch ins Ziel. Spannend und dramatisch, so wie es nur wenige Vereine in Deutschland können. Der Aufstieg ist geschafft. Es spricht für die Profis und Anhänger, dass der große Anteil Antwerpens daran, immer wieder erwähnt wird.
Der FCK ist wieder da!
Zehntausende singen diese Zeile, immer und immer wieder. Tränen in den Augen, Glückseligkeit im Gesicht, Erleichterung am ganzen Körper. Schon beim Relegations-Hinspiel gegen Dresden auf dem Betzenberg war dieser unbändige Aufstiegs-Wunsch spürbar. Aufgeladene Atmosphäre, extrem viel Energie im Fritz-Walter Stadion. Du sitzt auf deinem Reporter-Platz, blickst in die Westkurve, spürst das Kribbeln und denkst, ja, da steckt definitiv mehr drin als 3. Liga!

Umso verständlicher, dass die Freude nach dem Sieg in Dresden ins schiere Unermessliche steigt. Nach zehn Jahren Leidenszeit fällt viel Ballast von der Fan-Seele. Auf den extra angefertigten Aufstiegs-T-Shirts steht "Lautre is widder do". Man ist geneigt zu ergänzen: "Dort, wo ner hie geheern".