Dieser Mann ist einfach nicht zu bremsen. Allein in den letzten elf Zweitliga-Spielen traf Tim Kleindienst in der 2. Bundesliga sage und schreibe 14 Mal ins gegnerische Tor, eine sensationelle Zwischenbilanz. Der Stürmer des 1. FC Heidenheim führt mit 20 Saisontreffern die Torjägerliste vor Robert Glatzel (16 Treffer) vom Hamburger SV an.
20 Treffer nach 24 Spielen, das gab's bei ihm zuvor noch nie. Zahlenverhältnisse, die man in den letzten Jahren fast nur von Ex-Bayern-Torjäger Robert Lewandowski kannte. Tim Kleindienst also eine Art 'Lewandowski des 1. FC Heidenheim'? In jedem Fall spielt er in der Form seines Lebens: "Ja, wahrscheinlich schon, so eine Quote hatte ich noch nicht", bestätigt der großgewachsene Goalgetter die Einschätzung von SWR Sport, "aber wir sind in dieser Saison auch unheimlich effektiv, machen aus wenigen Chancen die Tore".
Kleindiensts Dank geht an die Vorlagengeber
Dazu kommt: Ohne gute Mitspieler, das weiß natürlich auch Kleindienst selbst, geht nichts: "Ich kann keine Tore schießen, wenn ich sie nicht vorgelegt bekomme. Ich brauche auch Vorlagengeber. Ob Pick, Beste, Föhrenbach, bei denen muss ich mich bedanken, dass ich diese Bälle auch bekomme", so Tim Kleindienst. "In diesem Jahr zeichnet uns auch aus, dass wir immer wieder gut ins Offensivspiel kommen. Ich hoffe, dass es so weitergeht".
Spektakulärer Viererpack gegen Nürnberg
Schlagzeilenträchtig in den vergangenen Wochen waren vor allem die herausragenden Auftritte beim 5:0 im Februar gegen den 1. FC Nürnberg: Viererpack! Und im März beim 5:2 gegen den Karlsruher SC: Dreierpack! Tim Kleindienst, der bei Energie Cottbus groß wurde, zeichnet aber nicht nur seine Torgefährlichkeit aus. Der laufstarke Angreifer geht ständig ins Pressing, weicht immer wieder auch auf die Flügel aus.
Ärgerlicher Elfmeter-Fehlschuss in Kaiserslautern
Nur einmal zielte Tim Kleindienst zu genau. Und das wiederum war furchtbar ärgerlich: Letzten Samstag hätte er beim Spiel in Kaiserslautern in der Nachspielzeit per Elfmeter auf 3:0 für den FCH erhöhen können. Kleindienst aber setzte den Ball an den rechten Pfosten.
Es war der Beginn eines Last-Minute-Dramas: Nach dem Elfer-Fehlschuss glichen die Pfälzer in einer spektakulären Schlussphase binnen 120 Sekunden noch zum 2:2 aus. Ein unfassbarer Spielverlauf: "Trotz des verschossenen Elfmeters, da haben wir zwei Punkte verschenkt", schüttelte Tim Kleindienst den Kopf, "schließlich haben wir danach immer noch mit 2:0 geführt. Und dass man dann noch 2:2 spielt, das geht über jede Vorstellungskraft."
"Drama-Queen" 1. FC Heidenheim
Vergebene Führungen, nicht zum ersten Mal. Im dramatischen Heimspiel am 11. Februar gegen den Hamburger SV hatte Heidenheim sogar eine kommode 3:0-Führung noch verspielt, am Ende stand es gegen den Aufstiegskonkurrenten aus dem Norden 3:3 unentschieden. Der FCH, eine Art "Drama-Queen der 2. Liga".
"Mir wäre es auch lieber, wenn wir diese Führungen über die Bühne bekämen, das müssen wir in den letzten acht Spielen abstellen. Da müssen wir künftig ein Stück erwachsener werden", sagt ein nachdenklicher Tim Kleindienst im Gespräch mit SWR Sport. "Aber vielleicht fehlt uns da noch ein Stück zu einer absoluten Spitzenmannschaft, das macht uns auch angreifbar. Vielleicht ist es unbewusst eine Kopfsache."
Heidenheim kann aber auch umgekehrt dramatisch: Beim 5:2 gegen den Karlsruher SC holte der FCH ein 0:2 auf. Gegen Regensburg (5:4) und gegen Darmstadt (1:0) gewannen die Schwaben jeweils kurz vor Toresschluss.
Kleindienst und der FCH so gut wie nie
Zurück zu Tim Kleindienst: Die herausragende Trefferquote des 27-Jährigen gebürtigen Brandenburgers spiegelt sich auch in der Tabelle wider. Noch nie standen die Heidenheimer in der 2. Liga so gut da wie im Frühjahr 2023. Mit 51 Punkte nach 26 Spieltagen sind die Württemberger Tabellenzweiter und nehmen stramm Kurs Richtung Bundesliga. "Wir können wirklich etwas erreichen, was für den Verein einzigartig ist", träumt auch Tim Kleindienst vom erstmaligen Heidenheimer Aufstieg: "Wir müssen uns aber auch darüber bewusst sein, dass wir in den letzten acht Spielen auf gut Deutsch vieles noch verkacken können. Deshalb müssen wir jetzt in jedes Spiel wie in eine Art Endspiel reingehen."
62 Tore in 162 Zweitligaspielen
Inzwischen stehen in Tim Kleindiensts Gesambilanz nach 132 Zweitligaspielen imponierende 62 Tore zu Buche. In der Bundesliga traf der großgewachsene Stürmer in 26 Spielen für den SC Freiburg zweimal. Klar, dass er seiner Erstliga-Vita gerne noch den einen oder anderen Treffer hinzuzufügen würde. Am liebsten natürlich im Trikot des 1. FC Heidenheim, bei dem er sich nach den Abstechern beim SC Freiburg und in Gent längst pudelwohl fühlt
Fußball | 2. Bundesliga Heidenheim empfängt im Topspiel die Seriensieger des FC St. Pauli
Es ist das Topspiel des 26. Spieltags der 2. Liga: Der Tabellenzweite 1. FC Heidenheim empfängt Vierten FC St. Pauli. Eine Partie mit wegweisendem Charakter.
Am Samstagabend gegen Seriensieger St. Pauli
Die nächste knifflige Aufgabe steht aber schon vor der Tür: Am Samstagabend (20:30 Uhr) kommt der Seriensieger aus St. Pauli in die bereits ausverkaufte Heidenheimer Arena. Die Kiez-Kicker gewannen unter ihrem neuen Trainer Fabian Hürzeler zuletzt neunmal in Serie, rollten damit das Zweitliga-Feld von hinten auf und könnten in Sachen Aufstiegsplätze auch dem FCH noch gefährlich werden: "Das ist die Mannschaft der Stunde. Neun Siege in Folge, das ist Wahnsinn", hebt auch Tim Kleindienst den imaginären Hut vor dem Zwischenspurt der Hamburger, "da müssen wir wieder Vollgas geben".
Tim Kleindienst jedenfalls ist bereit. Für den nächsten Treffer Richtung Bundesliga.