Der umjubelte Aufstieg des 1. FC Heidenheim ist eine der größten Überraschungen im bezahlten Fußball der letzten Jahre (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)

Fußball | Meinung

Der 1. FC Heidenheim: Little Town - Big Club

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Günther Schroth

Der umjubelte Aufstieg des 1. FC Heidenheim ist eine der größten Überraschungen im bezahlten Fußball der letzten Jahre. Jetzt wird dem Verein für die kommende Saison von vielen kaum eine Chance gegeben. SWR-Sportreporter Günther Schroth ist anderer Meinung.

Wer Großes vorhat in unserer Republik, der kündigt sein Großvorhaben gerne auf Englisch an. So geschehen, als die Fußball-Republik auf das fußballerische Großprojekt aus der Hauptstadt vorbereitet wurde: Nach dem Einstieg von Investor Lars Windhorst wurde Hertha BSC kurzerhand in "Big City Club" umgetauft. Das Ziel war klar: Die Champions League war eingeplant, gerne auch die ein oder andere deutsche Meisterschaft. Gut fünf Jahre und knapp 375 Millionen sinnlos verpulverte Euro später spielt die Hertha wieder in der 2. Liga. Geld und Größe allein funktionieren eben nicht automatisch.

Das sei an dieser Stelle noch einmal erzählt, weil es ja auch anders und deutlich besser geht: Der "Little Town Club" 1. FC Heidenheim spielt jetzt in der Bundesliga. Das haben viele bejubelt und die Art und Weise, wie Heidenheim aufgestiegen ist mit diesem aufsehenerregenden 3:2 Last-Minute-Sieg in Regensburg, war für mich einer der Höhepunkte in einer der besten Spielzeiten der 2. Liga seit langer Zeit.

Es gibt auch kritische Stimmen

Dennoch gibt es auch Stimmen, die, sagen wir mal, wenig gönnerhaft sind, um den Begriff Neid zu vermeiden. Es gibt Stimmen, die sagen: Was willst Du mit diesem kleinen Club aus dieser kleinen Stadt in dieser großen Liga? Wer soll da ins Stadion kommen, wenn Heidenheim kommt? Wie soll man da die Bundesliga im Ausland verkaufen? Und wie will Heidenheim diese erste Saison überstehen?

Das ist der Stoff, aus dem wahre Fußballträume sind

Die Antwort darauf lautet: Indem man die Geschichte so erzählt, wie sie ist. Nämlich großartig. Da wird einer Oberliga-Trainer in Heidenheim, der eigentlich Bankkaufmann werden möchte. Und Frank Schmidt schafft in 16 Jahren etwas absolut Unmögliches: Er bringt die Mannschaft ohne jegliche Milliardärshilfe wie in Hoffenheim oder Millionenunterstützung wie bei Hertha in die höchste Spielklasse. Das ist der Stoff, aus dem wahre Fußballträume sind. Ein "Big Club" der Herzen quasi.

Heidenheim

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Und wer denkt, der FCH überlebe das nicht, den verweise ich gerne auf Köpenick. Das ist der Berliner Stadtteil, der in etwa die Größe von Heidenheim hat und der der Bundesliga eine wunderbare Bereicherung brachte: Eisern Union. Während die "Big City" auf die Hertha schaute, spielte sich der kleine Club aus der Berliner Vorstadt mal nebenbei in die Champions League. Köpenick kann Königsklasse, die Hertha kann vorerst nur 2. Liga.

Sowas wie Champions League erwartet in Heidenheim überhaupt niemand. Der FCH bleibt auf dem - schwäbischen - Boden. Und all die kritischen Stimmen tun dem Verein nur gut. Das senkt die Erwartungen.

Einfach machen, nicht rumtönen

Wer Großes vorhat, sprich den Klassenerhalt, der kündigt das am besten gar nicht groß an. Der macht das einfach. Deswegen tönt in Heidenheim auch keiner rum. Sie werden es dort einfach machen. Oder zumindest versuchen. Und dabei kann ich ihnen nur allen Erfolg wünschen.

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Günther Schroth

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