Frank Schmidt ist ein ausgesprochen menschlicher Trainer. Geschäftsführer Holger Sanwald beschreibt den Chefcoach des 1. FC Heidenheim als "hart aber herzlich". Bei ihm wisse man immer, woran man ist, sagte der 56-Jährige im Interview mit SWR Sport.
Schmidt steht für Teamgeist und direkte Kommunikation
Schmidt sagt von sich selbst, dass er "in der Kommunikation geradeaus" sei. Das lebe er vor und das verlange er auch von seinen Spielern. "Das sind wir, das ist unsere DNA. Nur so können wir erfolgreich sein", sagte er am Sonntagabend im Interview mit SWR Sport.
Hinzu kommt der unbändige Einsatz für das Team. "Diese Jungs können alle was. Die sind alle gut am Ball. Aber für mich macht es eben den Unterschied, als Mannschaft zu harmonieren und als Mannschaft ehrlich miteinander umzugehen. Das hat uns in den vergangenen Jahren schon ausgezeichnet. Aber bei den Neuzugängen, die wir dieses Jahr dazugeholt haben, haben wir nochmal sehr darauf geachtet." Diese Einstellung prägt den Auftritt von Frank Schmidt und das Bild des 1. FC Heidenheim.
Prägende Zeit bei Alemannia Aachen
Einer, der Frank Schmidt diesbezüglich geprägt hat, war Werner Fuchs. Schmidt wechselte 1998 aus Wien zu Alemannia Aachen. Fuchs coachte die Alemannia in Richtung zweite Bundesliga, starb wenige Tage vor dem entscheidenden Spiel jedoch an einem Herzinfarkt im Training. Nicht nur deswegen hat Fuchs tiefe Spuren bei Schmidt hinterlassen. "Von Werner Fuchs habe ich definitiv am meisten mitbekommen", sagte der 50-Jährige - auch abseits des Platzes.
In Aachen bekommt Schmidt Hinweise fürs Leben
Schmidt erinnert sich, wie ihn der Chefcoach vor einem Training in die Kabine zitierte. "Ich dachte, er will mich nochmal für die tolle Leistung am Abend loben." Stattdessen gab es einen Anpfiff: "Er sagte, wenn ich noch einmal deine Frau hochschwanger bei der Kehrwoche sehe, dann werde ich ihn mal richtig kennenlernen." Schmidt hat sich diese Anweisung zu Herzen genommen: "Das sind die Hinweise von einem Trainer, die sind wichtig fürs Leben."
Fußball | Bundesliga Jan-Niklas Beste vom 1. FC Heidenheim - die Entdeckung der Hinrunde
Jan-Niklas Beste vom Aufsteiger 1. FC Heidenheim hat in der Hinrunde derart überzeugt, dass er sogar als Kandidat für die EM 2024 gehandelt wird. Der 25-Jährige ist die Entdeckung der bisherigen Saison.
Die Familie erdet Frank Schmidt
Generell achtet Schmidt darauf, im großen Fußball-Business nicht den Kontakt zum Leben außerhalb der Bundesliga-Blase zu verlieren. Denn "es ist nicht alles schön und bunt und hollywoodmäßig. Es gibt auch das Normale".
Seine Frau und seine beiden Töchter, die allesamt als Krankenschwestern arbeiten, sind ihm dabei eine große Hilfe. "Ich bin dankbar, dass ich beide Seiten erleben darf - auf der einen Seite in der Öffentlichkeit zu stehen und Erfolg mit meinem Team zu haben. Auf der anderen Seite bekomme ich mit, wie hart das Leben sein kann. Das erdet einen." Das sage er auch seinen Spielern: "dass man nicht nur Fußballer ist und sich schon gar nicht wichtiger nehmen sollte, als man ist."
Trainer-Job kostet Schmidt viel Energie
Der Job zehrt an Schmidt, denn "alles, was ich mache, mache ich entweder zu hundert Prozent oder gar nicht". Das sehe man ihm auch an: "Natürlich kostet das Energie. Und wenn ich man die Bilder von vor 16 Jahren sieht, dann bin ich nicht nur gealtert."
Dennoch hat Frank Schmidt auch nach 16 Jahren als Trainer in Heidenheim noch nicht genug: "Der Spaß steht im Vordergrund. Dieses Spiel zu lieben und alles dafür tun, dieses Spiel zu gewinnen, immer wieder mit anderen Menschen zu arbeiten, mit jungen Menschen zu arbeiten und mit Menschen zu arbeiten, die noch nicht die ganz großen Erfolge hatten - das ist für mich die Faszination am Fußball. Als Team zu reifen, Emotionalität zu entwickeln."
Heidenheim auf dem Weg zum Klassenerhalt
Und so lange diese Faszination und diese Emotionalität noch da ist, will Schmidt mit 'seinem' 1. FC Heidenheim weiterarbeiten - am liebsten in der Bundesliga. "Wir haben noch nicht über den Abstieg gesprochen. Aber es ist nicht selbstverständlich, dass ein Verein wie Heidenheim in der Bundesliga spielt. Da gibt es andere Vereine mit mehr Möglichkeiten und einem viel größeren und mächtigerem Umfeld."
Schmidt sei jedoch nicht in die Bundesliga aufgestiegen, um dort nur eine einjährige Ehrenrunde zu drehen. Das Saison-Finale ist für ihn jedoch in einer fernen Zukunft. "Ich denke immer in der Gegenwart." Und da steht Heidenheim nach vier ungeschlagenen Spielen in Serie mit 21 Punkten auf Platz neun - mit zehn Punkten Abstand auf die Abstiegszone. Es ist also alles angerichtet für einen weiteren Erfolg für den Malocher, den Macher und den Menschen Frank Schmidt.