Farbenlehre ist im Fußball eine ganz simple Angelegenheit. Wo schwarz und gelb das A und O sind, ist wenig Platz für anderes Kolorit – eigentlich. "Wenn irgendwo ein roter oder blauer Fleck aufflimmert, was in Dortmund natürlich nicht ganz so gerne gesehen ist, dann wird es vielleicht die Familie Mainka und Konsorten sein", sagt Patrick Mainka im Gespräch mit SWR Sport. Und grinst vielsagend.
Mit "irgendwo" meint der Kapitän des 1. FC Heidenheim nicht weniger als einen Ort auf den imposant steilen Tribünen des Westfalenstadions in Dortmund. Dort, beim Champions-League-Teilnehmer Borussia, absolviert der Aufsteiger am Freitag (20:30 Uhr) sein drittes Spiel in der Fußball-Bundesliga. Nach der Oberhaus-Premiere in Wolfsburg (0:2) und der Fahrt in der Emotions-Achterbahn beim ersten Heimspiel gegen Hoffenheim (2:3) das nächste Heidenheimer Highlight innerhalb von nicht einmal zwei Wochen.
FCH in Dortmund: Eine Rückkehr für Mainka
Für Mainka wird die Partie beim BVB eine von den ganz besonderen. Nicht nur, weil 81.365 Fans in die Dortmunder Arena passen, womit die Stadionkapazität die offizielle Einwohnerzahl Heidenheims (rund 49.500) deutlich übersteigt. Mainka wurde in Gütersloh geboren, keine 90 Kilometer von Dortmund entfernt, er ist somit in Westfalen verwurzelt. Zwischen 2016 und 2018 absolvierte der Verteidiger 86 Spiele für die zweite Mannschaft der Borussia, ehe er kurze Zeit später auf die Ostalb wechselte.
Der 28-Jährige weiß also, was es mit schwarz und gelb auf sich hat, dass blau in Dortmund wegen "der Blauen" vom FC Schalke 04 verpönt ist. Und dennoch wird Mainka höchstpersönlich dafür sorgen, dass am Freitagabend knapp 60 Fans in der Heidenheimer Variante von blau und rot gekleidet im Stadion sein werden – für so viele Menschen aus seinem Familien- und Freundeskreis hat er nämlich Eintrittskarten besorgt. Insgesamt werden mehr als 4.000 FCH-Fans erwartet, rund 500 von ihnen reisen mit dem ersten Sonderzug der Vereinsgeschichte ins Ruhrgebiet.
Fußball | Bundesliga Nach zwei Niederlagen: Frust und Zuversicht beim 1. FC Heidenheim
Der 1. FC Heidenheim wartet in der Fußball-Bundesliga weiter auf die ersten Punkte. Nach der bitteren 2:3-Heimpleite gegen Hoffenheim schwankt der FCH zwischen Frust und Optimismus.
Mainka: "Das ist wirklich Bundesliga"
"Das sind so Spiele, über die man sagt: Das ist wirklich Bundesliga", blickt Mainka voraus: "Wahrscheinlich wird es in Europa kein lauteres Stadion geben. Ich war als Zuschauer oft da, selbst das ist schon ein Highlight. Während der 90 Minuten können wir aber nichts genießen, weil da gilt es, dagegenzuhalten, ein gutes Spiel zu machen und dem BVB auf die Nerven zu gehen."
Gelingt den Heidenheimern dies nicht, da ist sich Mainka sicher, kommt die Borussia in einen Flow, dann kann sie den FCH ganz schnell "überrollen. Aber im Optimalfall bekommen wir es hin, dass das ganze Stadion ein wenig unruhig wird". Selbst die 25.000 auf der Südtribüne, "die hinter einem stehen und einen vielleicht auspfeifen".
Dann könnte auch der Moment von Familie Mainka und Konsorten kommen, von den knapp 60 Menschen aus seinem Verwandten- und Bekanntenkreis, die der Profi mit Tickets versorgt hat. "Die drücken normalerweise dem BVB die Daumen, nehmen jetzt aber vielleicht mal einen anderen Blickwinkel ein", sagt Patrick Mainka. Die Position, von der dieser andere Blickwinkel aus eingenommen wird, wird am Freitagabend in Dortmund an blauen und roten Flecken zu erkennen sein.