Frank Schmidt vom 1. FC Heidenheim jubelt (Foto: IMAGO, IMAGO / Zink)

Fußball | 2. Bundesliga

Folgt nach der besten Hinrunde des 1. FC Heidenheim der Aufstieg?

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Leon Sander

Der 1. FC Heidenheim hat die beste Zweitliga-Hinrunde seiner Geschichte gespielt. Mit Gedankenspielen zum Thema Aufstieg will sich Trainer Frank Schmidt aber nicht beschäftigen.

So lief es vor der Winterpause

Der 1. FC Heidenheim hätte am liebsten weitergespielt, so gut lief es. Nach zuletzt vier Siegen in fünf Spielen stehen die Heidenheimer mit 33 Punkten auf Platz drei und spielte damit die beste Zweitliga-Hinrunde der Vereinsgesichte. Ein Punkt trennt Heidenheim von den direkten Aufstiegsrängen. Vor der Saison hatte damit niemand gerechnet - nicht mal die Heidenheimer selbst.

Wie fast jede Saison musste der FCH seine Leistungsträger abgeben. Mit Tobias Mohr und Robert Leipertz gingen zwei der drei besten Torschützen des Teams, mit Oliver Hüsing der Stamm-Innenverteidiger. Doch Heidenheim konnte die Abgänge einmal mehr kompensieren - und sich sogar verstärken. So entwickelte sich beispielsweise Neuzugang Jan-Niklas Beste zu einem der besten Offensivspieler der Liga. Auch dank ihm (fünf Tore, sechs Vorlagen) erzielte Heidenheim 33 Treffer, nur der SC Paderborn traf öfter. Zur Vorsaison kam die Offensive zum gleichen Zeitpunkt nur auf 21 Tore. Eine besondere Stärke des FCH-Angriffs: Konter (sieben Treffer - Platz eins in der Liga).

In der traditionell starken Abwehr kam Lennard Maloney ablösefrei von Borussia Dortmund II hinzu. Drei Gegentore gab es weniger als zur Winterpause 2021/2022, obwohl sich Heidenheim in den vergangenen beiden Spielen der Hinrunde untypische sieben Treffer einfing. Auch dank seiner Abwehr ist Heidenheim schwer zu schlagen, nur zwei Spiele hat der FCH verloren. Einzig Tabellenführer Darmstadt verlor noch seltener.

Die Mannschaft des 1. FC Heidenheim applaudiert ihren Fans.  (Foto: IMAGO, Eibner)
Die Mannschaft des 1. FC Heidenheim bedankt sich nach dem wilden 5:4-Sieg gegen Regensburg zum Hinrunden-Abschluss bei den Fans.

In der heimischen Arena war die Mannschaft von der Ostalb schon immer schwer zu schlagen - Heidenheim ist in dieser Spielzeit das heimstärkste Team der 2. Bundesliga. Zu dieser Saison spielt das Team auch fernab der Heimat groß auf: Von Rang 14 der Auswärtstabelle ging es hoch auf Platz vier. Es läuft so gut, dass selbst Cheftrainer Frank Schmidt im Interview mit SWR Sport vermutet, die Mannschaft habe über ihren Möglichkeiten gespielt: "Viele Spiele waren sehr eng, wenn man gerade mal die letzte Woche nimmt, in der englischen Woche haben wir neun Punkte geholt. Es hätte aber auch gut und gerne in dieser Woche auch anders ausgehen können."

Wer kommt, wer geht?

Wer jetzt glaubt, der Verein würde im Winter einkaufen gehen, um den Aufstieg zu erzwingen, der kennt die Art der Heidenheimer nicht. "Ich bin sehr zufrieden mit meiner Mannschaft, mit jedem einzelnen Spieler, der bei uns ist", sagt Trainer Schmidt. Tatsächlich gibt es bei FCH kaum Gerüchte um Transfers. Einzig auf der rechten Außenbahn suchen sie angeblich nach einer Verstärkung. Benjamin Goller wurde wie schon im Sommer in Heidenheim gehandelt, wechselte aber zum Ligakonkurrenten aus Nürnberg. Neue Namen hört man seitdem nicht aus der Stadt an der Brenz.

Dafür wird über bekannte Namen gesprochen. Bereits vor der Winterpause verlängerten die Leistungsträger Marnon Busch, Jonas Föhrenbach und Jan Schöppner langfristig. Weitere Verträge laufen im Sommer aus, unter anderem von Stammspieler Denis Thomalla. Nach einer schwachen Vorsaison bewarb sich der 30-jährige Routinier mit einer starken Hinrunde um eine Verlängerung.

Denis Thomalla (1.FC Heidenheim 1846) Torjubel, jubelt nach seinem Treffer zum 2:0 (Foto: IMAGO, IMAGO / Langer)
Der offensive Mittelfeldspieler Denis Thomalla bewarb sich in der Hinrunde mit sechs Toren und zwei Vorlagen um eine Vertragsverlängerung.

Die Gespräche laufen, bestätigt Frank Schmidt. Jeder in Heidenheim wüsste, woran er sei: "Am Ende hoffe ich natürlich, dass der Denis hier bei uns verlängert. […] Aber es geht ja nicht immer nur um die Wünsche des Trainers." Diese Offenheit und Nähe zu den Spielern sieht Schmidt als eine der Besonderheiten in Heidenheim: "Die mannschaftliche Geschlossenheit, der Zusammenhalt, der ist ganz wichtig für uns."

Der Trainer: Ein Heidenheimer Urgestein

An dieser Stelle könnte seit 15 Jahren derselbe Text stehen: Der Trainer des 1. FC Heidenheim heißt Frank Schmidt. Im September feierte das Heidenheimer Urgestein sein Jubiläum. Schmidt wurde in Heidenheim geboren, hat dort gespielt und ist seit dem ersten Jahr der Neugründung des 1. FC Heidenheim 2007 Trainer. Den FCH führte der 49-Jährige dabei von der fünften Liga bis an die Pforte der Bundesliga.

2020 scheiterte Schmidt mit seinen Heidenheimern in der Relegation nur wegen der Auswärtstorregel an Werder Bremen. Jetzt steht er mit seinem Team wieder auf dem Relegationsrang. Der ehemalige defensive Mittelfeldspieler Schmidt würde als Trainer gerne in der Bundesliga arbeiten. Angebote aus der ersten Liga hat er bisher aber alle abgelehnt, am liebsten will er mit seinem FCH aufsteigen. Würde es diese Saison klappen, könnte Schmidt als Erstligatrainer einen Rekord feiern: Im Sommer überholt er Volker Finke als Trainer mit der längsten Amtszeit bei einem Verein im Profifußball.

Frank Schmid steht vor einer Fanchoreo zu Ehren seines 15-jährigen Jubiläums auf dem steht: "Du bist unser Trainer" (Foto: IMAGO, Eibner)
Heidenheims Trainer Frank Schmidt wird beim Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern mit einer Choreographie für sein 15-jähriges Trainerjubliäum geehrt.

Darauf angesprochen reagiert Schmidt allerdings wie man ihn kennt - bodenständig: "Es ist nicht mein Ziel, irgendwelche Rekorde zu brechen, was das Trainer-Dasein betrifft bei einem Verein. Ich habe nur ein Ziel: mit dem 1. FC Heidenheim erfolgreich zu sein, erfolgreich zu bleiben. Und das treibt mich an."

Erwartungen an die Saison: Gedankenspiele verboten

Frank Schmidt ist klar, dass die beste Hinrunde der Geschichte Begehrlichkeiten weckt: "Ich kann verstehen, dass viel darüber gesprochen wird, auch hier im Umfeld." Nach dieser Hinrunde dürfe die Mannschaft nicht durchdrehen und die anstehenden Aufgaben vergessen: "Wir haben noch kein Spiel in der Rückrunde gespielt, deswegen verbieten sich für mich solche Gedankenspiele."

Auch wenn Schmidt auf die Euphoriebremse drückt: Aufsteigen will er trotzdem - auch wenn er das so niemals sagen würde: "Wir werden uns vom Kopf her auf gar nix beschränken. […] Wir werden versuchen, in jedes Spiel reinzugehen, um das Spiel zu gewinnen, um mit der bestmöglichen Punktezahl aus der Saison zu gehen."

Für die bestmögliche Punktzahl schuftet der 1. FC Heidenheim vom 12. bis 22. Januar im Wintertrainingslager im spanischen Algorfa. In Deutschland machten sich die Heidenheimer fit, in Spanien geht es um den taktischen Feinschliff. Drei Punkte hat Schmidt in der Hinrunde analysiert, die er angehen will: die Gegentorflut in den Spielen vor der Winterpause, das Umschaltspiel und Standardsituationen: "Die muss man trainieren, um erfolgreich zu sein, weil die Spiele entscheiden."

Die Spieler des 1. FC Heidenheim verlassen in Vereinsklamotten einen Reisebus. (Foto: IMAGO, Krieger)
Die Mannschaft des 1. FC Heidenheim kommt im Trainingslager in Spanien an.

Für die nötige Wettkampfhärte hat sich Schmidt zudem starke Testspielgegner gesucht. Gegen den tschechischen Meister und Tabellenführer Viktoria Pilsen gab es ein 1:1 und gegen den rumänischen Zweiten CFR Cluj ein 2:2. Gegen Piast Gleiwitz gelang dem FCH ein 1:0-Erfolg.

"Ich bin mir sicher, dass wir besser zurückkommen werden", so Schmidt. Noch besser als in der besten Hinrunde der Vereinsgeschichte? Vielleicht wird es dann etwas mit dem Märchen des Vereins von der Ostalb und seinem treuen Trainer in der Bundesliga. Einen ersten kleinen Schritt dahin kann das Team am 28. Januar (Samstag, 13:00 Uhr) machen, wenn Hansa Rostock nach Heidenheim kommt.

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Leon Sander