Filmtext & Video
14:47 min | So, 28.7.2019 | 6:00 Uhr | SWR Fernsehen
Split, Kroation, Folge 90
Filmtext
Am Ende des dritten Jahrhunderts droht das römische Reich auseinander zu brechen - Kaiser werden ernannt und ermordet, - da übernimmt ein Soldat aus Illyrien die Macht: Diokletian. Er wird 20 Jahre mit orientalischem Prunk herrschen und sich als Gott verehren lassen. Dann legt er den Purpur ab und zieht sich in den Palast zurück, den er an der heimatlichen Adriaküste bauen ließ: Spalatum.
Split heißt die Stadt, die in den Mauern dieses Palastes entstand.
Das Peristyl, die offene Säulenhalle im Kaiserpalast. Hier versammelten sich Bewohner und Besucher, um Diokletian zu huldigen, wenn er im Portal unter dem Säulengiebel erschien. Auch als der Kaiser abgedankt hatte, ließ er sich als Gott verehren. Heute unter dem Huldigungsgiebel: Kapellen für einen anderen Gott. Diokletian ließ seinen Ruhesitz direkt am Meer bauen, so konnte sich Split zu einer wichtigen Hafenstadt entwickeln. Täglich landet die Fischereiflotte im Morgengrauen Meeresfrüchte aus der Adria an.
Die Nordfassade des Palastes - eine Festungswand. Die Prunkbögen sind zugemauert. Flüchtlinge hatten im Mittelalter in den Wehrmauern Unterschlupf gesucht, - Leben in Ruinen. In den Nischen über dem Portal hatte der Kaiser sein Werk verewigen wollen, die Statuen sind gestürzt, auch die Nische des römischen Staatsgotts Jupiter ist leer. Im schmalen Gang über dem Tor wurde die Zugbrücke betätigt. Die späteren Bewohner vertrauten auf anderen Schutz. Sie bauten hier eine Kapelle. Der Alterssitz des kaiserlichen Pensionärs: 300 000 Quadratmeter groß - groß genug für eine ganze Stadt.
Das mittelalterliche Split hat das Gesicht des Diokletianspalastes völlig verändert. Flüchtlinge benötigen keine Repräsentationshallen, sie brauchen ein Dach über dem Kopf, - die Wände der kaiserlichen Wohnung werden durchbrochen, in Empfangssälen wachsen Häuser, die Gassen krümmen sich, die Stadt wuchert scheinbar planlos und findet doch immer Auswege. Ein lebendiger Organismus statt symmetrischer Organisation, zusammengehalten und begrenzt durch die alten Palastmauern. Noch immer zeichnet sich der quadratische Grundriss des Kaiserbaus im Häusermeer ab.