Wolfgangs selbstgebautes Erdhaus

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EIN FILM VON
Feline Gerhardt
Cécilia Marchat
Kathi Kraft

Mitten im Bayerischen Wald, bei Rattiszell in Hinterascha auf einem Hügel am Waldrand, liegt das Erdhaus von Wolfgang Tremmel. Aus der Luft betrachtet gleicht es einem riesigen Maulwurfshügel, der mit Moos und Pflanzen bewachsenen ist. Das Haus hat Wolfgang im Sommer 2004 innerhalb von drei Monaten errichtet.

Erdhöhle mit kanadischem Blockhaus

Über 200 massive Baumstämme, mehrere LKW-Ladungen Granitsteine und viel Erde hat er für den Bau benötigt: „Zuerst habe ich ein großes Loch gebaggert, dann haben wir die Steinmauern gelegt und dann kam das Holzgerüst und die Überdachung dazu. Alles in kanadischer Blockbauweise. Da wird auf den Millimeter genau gesägt und ineinandergesteckt.” Um das Holz vor Nässe zu schützen, wird es vor allem zum Dach hin mit einer wurzelfesten Folie und Entfeuchtungsgeräten geschützt.

Naturnahes Wohnen mitten in der Natur

Sanitäranlagen und Elektrizität überließ der ansonsten recht autark arbeitende Wolfgang den Spezialisten. Geheizt wird mit Holzöfen. Ohne Heizung stellen sich die Räume sowohl im Sommer als auch im Winter auf acht Grad ein. „Das ist wie in einem Keller”, sagt Wolfgang. Er arbeitete als Maurer, Bautechniker, Sachverständiger für Holzbau, Bauleiter und seit 2001 als Seminarleiter für Blockhaus-, Erdkeller- und Backofenbau. Seine Liebe für die Natur und den Wald hat er schon in die Wiege gelegt bekommen. Sein Elternhaus ist nur 50 Meter Luftlinie von seinem Erdhaus entfernt.

Wolfgangs Erdhaus: Wohnhaus und Veranstaltungsort

Das Erdhaus ist aber nicht nur Wolfgangs Wohnhaus, sondern wird auch von Naturliebhabern als Veranstaltungsort gebucht. Seither lebt Wolfgang an einem Ort, der zugleich auch für Veranstaltungen genutzt wird: Hochzeiten, Tagungen, Betriebsausflüge, Messen – immer mehr Menschen zog der archaische und rohe Stil des Erdhauses an. Im Haus erwartet die Besucher dann eine wilde Mischung aus Höhlenlebenerfahrung und heutigen Annehmlichkeiten.

Den meisten Einrichtungsgegenständen und Materialien begegnete Wolfgang in deren Ursprungsform in der freien Natur. Tische, Betten, Regale, Bänke – fast alle sind aus Bäumen der Umgebung eigens angefertigt. Der große Raum im Untergeschoss wird gesäumt von gewaltigen Felsbrocken und erinnert so eher an eine Höhle. Ein Holzofen wärmt die Sitzgruppe in der Mitte des ansonsten eher rustikalen Raums. Die Küche hingegen, die zugleich Wolfgangs Wohnraum darstellt, ist modern ausgestattet und wird durch die breiten Panoramafenster von Tageslicht geflutet. Computerbildschirme direkt neben der von Glas gerahmten fernen Bergkette. Wolfgang braucht den Zugang zur Natur. Von seinen Mitmenschen wird er liebevoll als ‚Waldler’ und ‚Freigeist’ bezeichnet.

Ruheort mit Ausblick in die Natur

Im oberen Stockwerk warten ein Raum der Entspannung, ein Whirlpool und ein Bett mit Ausblick. Das Dachgeschoss wird häufig von Seminarleitern benutzt, aber auch ab und an von Wolfgang, wenn er seine Ruhe braucht: „Da ist einfach nichts, was mich ablenken kann, da ist einfach nur Erholung.” Alles in allem, sagt Wolfgang, ist das ein Haus, von dem sich Menschen inspirieren lassen, einfach mal loszulegen, zu bauen und kreativ zu werden.

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