Wohnen wie im Museum: Markus lebt in den 1950er Jahren

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EIN FILM VON
Katharina Kraft
Feline Gerhardt
Louisa Markert
Cécilia Marchat
Oleg Kauz

Ohne Dusche, ohne Spülmaschine, ohne Zentralheizung. Als wäre die Zeit in den 1950er Jahren einfach stehengeblieben – so wohnt Markus in seinem historischen Bauernhaus in Talheim und hat sich damit seinen persönlichen Wohntraum erfüllt.

Altes Bauernhaus - originalgetreu restauriert

Über 150 Jahre ist das Bauernhaus alt und es wurde seitdem nur geringfügig verändert. Perfekt also für Markus, der sich auf Instagram der_herr_nostalgiker nennt und seinen nostalgischen Lebensstil, wie er sagt, „gnadenlos durchzieht“.

Das Haus stand 20 Jahre leer, es war heruntergekommen und zugewachsen. Doch ein Freund dachte sich, dass es genau das richtige Projekt für Markus sein könnte. Dieser machte den Besitzer ausfindig und kaufte das Haus, um es in liebevoller Arbeit nach und nach wieder herzurichten. Natürlich möglichst nahe am Originalzustand. Dafür scheute er keine Mühe und schnitt selbst Schablonen, um vorhandene Muster an der Wand wieder zu restaurieren. Er verlegte alte Fußböden, die er aus anderen Häusern rettete, baute alte mehrglasige Fenster ein, ließ einen Kachelofen aufbauen. Vor allem im Internet recherchiert er immer wieder nach alten Vintage-Möbeln im Stil der Nachkriegszeit, um die Zimmer damit einzurichten.

Wohnen wie in den 1950er Jahren: Vintage-Möbel und Kachelofen

Möglichst stilecht soll alles aussehen, so als würde man sich wirklich in einem Museum oder einem Bauernhaus im Jahre 1950 befinden. Am liebsten sind ihm dabei Dinge, die er noch im Haus findet – wie zum Beispiel den Schrank im Schlafzimmer oder die Melkmaschine, die noch an ihrem alten Platz mitten im Flur hängt. Auch historische Stücke aus seiner eigenen Familie haben einen Platz gefunden, so zum Beispiel ein Schutzengel-Gemälde seiner Großmutter und alte Fotografien.

Mit seiner Großmutter hat Markus schon in der Kindheit gerne alte Fotos angeschaut. Sie hat ihm auch Geschichten erzählt, über das Leben in dieser Zeit. Was genau ihn dabei fasziniert, kann er nicht sagen. Seine Leidenschaft reicht so weit zurück, wie er nur denken kann.

Leben wie früher - ohne Dusche und Zentralheizung

Eine Leidenschaft, die auch einige Mühen mit sich bringt. Denn im Haus gibt es keine Dusche, keine Zentralheizung, keine Spülmaschine. Markus muss ein Feuer im Kachelofen machen, um die Stube im Winter zu heizen. Über kleine Öffnungen kann etwas warme Luft ins Schlafzimmer ziehen. Die restlichen Räume bleiben ungeheizt und kalt. Nachts im Winter über den kalten Gang zur Toilette zu gehen, kostet dementsprechend ziemliche Überwindung. Auch Baden geht nicht auf Knopfdruck, sondern muss vorbereitet werden. Zunächst muss Markus die Zinkwanne in das Waschzimmer stellen. Und das heiße Wasser kommt nicht einfach aus dem Wasserhahn, dafür gibt es einen großen Kessel, in dem mit Feuer Wasser erwärmt wird. Das Wasser muss Markus dann mit einem Eimer in die Badewanne schöpfen.

Verzicht auf Komfort und Luxus, aber nicht auf alles

Auf einige Dinge kann aber auch ein Vollblut-Nostalgiker nicht verzichten. Markus hat ein Smartphone, um sich zu vernetzen und um im Internet nach historischen Schätzen zu stöbern. Außerdem hat er eine Waschmaschine. Denn Wäsche waschen wie früher hat er nach dem ersten Mal aufgegeben.

Sonst fällt es Markus nicht schwer, auf den Komfort der heutigen Zeit zu verzichten. Er lebt so schon seit 20 Jahren. Das Bauernhaus bewohnt er zwar erst seit einem Jahr, zuvor wohnte er aber in einem ähnlichen, etwas kleineren Retro-Haus im Nachbarort. Beim Verkauf dieses Hauses lernte er sogar seine heutige Partnerin Berenice kennen. Die beiden sind seitdem ein Paar und sie lebt nun in Markus’ altem Haus.

Gemeinsam wollen die beiden im Obergeschoss der Werkstatt eine kleine Ferienwohnung einrichten, die sie in naher Zukunft auch an Gäste vermieten werden. Ganz sicher ohne WLAN, aber mit viel Ruhe und einem sehr realitätsgetreuen Einblick in das Leben vergangener Generationen.

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