Industrie-Loft in alter Kläranlage

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EIN FILM VON
Niklas Maurer (Redaktion)
Dennis Jankovic (Ton)
Johannes Bock (Kamera / Schnitt)

Das „Alte Pumpwerk“ und ehemalige Klärwerk in Mannheim-Neckarau hat in seiner gut hundertjährigen Geschichte einiges mitgemacht. Manchmal sei das alte Backsteingebäude „wie eine alte Dame“, erzählen die heutigen Besitzer. „Die Dame“ habe manchmal Wehwehchen und manchmal brauche es eine ganze OP. Aber sie komme immer wieder und sei dann noch schöner als zuvor. Die Besitzer sind Innenarchitekt David Richardson und der Mannheimer Künstler Dietmar Brixy. Sie haben das neugotische Gebäude 2001 gekauft und zwei Jahre lang mit viel Arbeit, Geld und Liebe saniert und bewohnbar gemacht. Rund eine Million Euro haben sie für den Umbau des 700-Quadratmeter großen Gebäudes investiert.

Industrie-Ruine zu modernem Loft umgebaut

Heute ist das ehemalige Industriegebäude ein denkmalgerechtes Wohn- und Atelierhaus. Für den Umbau wurden die beiden mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Der elf Meter hohe und aufwendig verzierter Backsteinbau erstreckt sich über eine Länge von 35 Metern. Das Gebäude, mit seinen Verzierungen und den halbrunden Bogenfenstern, erinnert eher an eine Kirche als an einen Industriebau. Der ehemalige Stadtbaumeister von Mannheim, Richard Perrey, wollte 1903 zeigen, was architektonisch und technisch möglich war.

Denkmalschutzgerechte Sanierung

Dank der Umbauten nach den Plänen des Architekten Matthias Henrich erstrahlt das Gebäude heute wieder in neuem Glanz. Kaum zu glauben, wenn man die Fotos von vor der Renovierung sieht. Wahrscheinlich hatten nur ein Künstler und ein Innenarchitekt das Vorstellungsvermögen, in dieser Ruine ein Paradies zu sehen. Als Sie das Gebäude vor 20 Jahren zum ersten Mal betraten, war im Wohnzimmer noch ein riesiges Loch, das in die Kanalisation führte. Das Glas aus den Rundbogenfenstern lag am Boden. Zusammen mit unzähligen Bierdosen und Zigarettenstummeln – denn die Ruine sei zwischenzeitlich für Partys genutzt worden, erzählt David Richardson: „Wir zogen also unsere Gummianzüge an und gingen mit Hochdruckreinigern ans Werk.“ Dabei durfte oftmals kein Putzmittel verwendet werden. Nur unter strengen Denkmalschutzauflagen war die Sanierung überhaupt möglich. Und so ist beispielsweise der Wohnzimmerboden, der jetzt das Loch zur Kanalisation verdeckt, wie alle nachträglichen Einbauten rückbaubar. Entstanden ist ein fast hundert Quadratmeter großer Wohnraum, an den sich die Küche anschließt.

Wohn- und Arbeitsort für Künstler Dietmar Brixy

Im Gebäudeteil nebenan hat der Künstler sein Atelier eingerichtet. Auf einer Stahlkonstruktion, die über der alten Pumpenhalle eingezogen wurde, arbeitet er: „Die Lichtverhältnisse durch die Bogenfenster rundum sind ideal. Und ich kann jederzeit ins Grün sehen“, erzählt Künstler Brixy. Der gepflegte Garten mit Kamelien, Bambus, Iris, Magnolien und Palmen ist für ihn Inspirationsquelle. Wenn die Farben trocknen, geht er oft hinaus und versorgt sich mit frischen Feigenblättern. Das Markenzeichen des Künstlers.

Einmal im Jahr wird das Privathaus zur Ausstellung. An vier Wochenenden im Herbst strömen zahlreiche Besucher ins „Alte Pumpwerk“. Manche um die Kunst zu sehen, andere um die gusseisernen Pumpen aus einer anderen Zeit zu bestaunen. Und ganz mutige können sich ein Stück Mannheimer Kanalisationsgeschichte anschauen – heute der Weinkeller des Künstlers.

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