Neuer Look für altes 40er-Jahre-Haus

Stand
EIN FILM VON
Marietheres Wichmann
Frederik Dietz
Arrien Peters
Alexander Jung

Sebastian und Kessly haben ein altes Haus aus den 40er Jahren kernsaniert und nach ihren Vorstellungen in einem modernen, minimalistischen, aber auch nachhaltigen Stil umgebaut und eingerichtet.

Als 2010 ihr Studium zu Ende ging, entschieden sich die beiden in ihren Heimatort Kasel zurückzukehren und ein altes Haus aus den 40ern zu kaufen. Es ist etwa 140 Quadratmeter groß und verfügt über fünf Zimmer. Um es nach ihrem Geschmack herzurichten, widmeten sich die beiden ein Jahr lang in Vollzeitarbeit einer Kernsanierung von Innen und Außen.

40er-Jahre-Haus kernsaniert

Unterstützung bei der Sanierung erhielten die beiden von Freunden und Familie. Ihre Herzensangelegenheit war es dabei, alte Elemente zu erhalten und diese mit Neuem modern und nachhaltig zu verbinden. Das Ganze in einem cleanen, puristischen und schlichten Stil. Dieser minimalistische Stil spiegelt sich sowohl bei der Innen- als auch der Außengestaltung wider. Dabei setzten die beiden auf eine Farbwelt aus Beige-, Grau, Weiß- und Goldtönen. Wer die beiden kennt, weiß, bei ihnen ist weniger mehr.

Kessly und Sebastian entschieden sich dazu, im Erdgeschoss alle Wände rauszunehmen und die Etage zu einem offenen Wohnbereich umzubauen. Aus diesem Grund haben die beiden statt einer herkömmlichen Küche einen Kochbereich, der auf den ersten Blick an eine „Showküche“ erinnert. Der Stil ist an ein bereits vorhandenes Sideboard angelehnt: eine Kombination aus grifflosen IKEA-Korpussen und -Fronten mit einer maßangefertigten Schreinerarbeitsplatte. So konnte der etwas „günstigere“ IKEA-Look mit etwas „Hochwertigerem“ zu einem attraktiven Preis aufgewertet werden.

Mix aus Designer- und IKEA-Möbeln

Geheizt wird der große Wohnbereich über eine Wandheizung, statt über klassische Heizkörper. Da das Know-How aus der Region fehlte, bauten Sebastian und seine Freunde selbst ein Rohrsystem an die Wände, durch die das warme Wasser geleitet wird. Um die Leitungen optisch schön zu verkleiden und gleichzeitig eine erdig, wohlig-warme und gemütliche Atmosphäre zu erzeugen, verputzten sie die Wände mit dem regional verfügbaren und ressourcenschonend abbaubaren Baustoff Lehm, der sich durch das ganze Haus zieht.

Lehm: nachhaltiger Baustoff

Lehm überzeugt nicht nur durch seine grobe Struktur, sondern auch durch seine natürlichen Eigenschaften. Lehm kann Feuchtigkeit aufnehmen und abgeben und im Sommer kühlend auf die Räume wirken. Er ist ein guter Wärmespeicher, absorbiert Gerüche, verursacht keine Allergien und kann jederzeit neu angerührt werden. Einziger Nachteil: Aufgrund der hinter der Lehmwand liegenden Flächenheizung ist es nicht möglich, Bilder oder Regale in die Wände zu schrauben. Abhilfe schaffen hier kostengünstige Galerieleisten, die in die Decke gebohrt werden können.

Der Bodenbelag im gesamten Haus ist ein alter Dielenboden. Diesen hatten Kessly und Sebastian während der Renovierungsarbeiten unter einem Teppich entdeckt. Um den ursprünglichen 40er-Jahre-Charme zu erhalten, haben sie ihn abgeschliffen und aufbereitet. An Stellen, wo dies nicht mehr möglich war, verlegten die beiden Naturschieferplatten aus dem Hunsrück. Das Element Schiefer wird auch außerhalb des Hauses aufgegriffen. Es ist an einer der vier Außenhauswände und im Garten wiederzufinden.

Sichtbeton für cleanen Look

Als erweiterter Lebensbereich dient die 20 Quadratmeter große Terrasse, die auf der Garage mit direktem Blick in die Weinberge thront. Überdacht wird sie mit einem extra großen Sonnensegel, das an der Hauswand befestigt ist. Als Sichtschutz dient ein Bauelement aus Sichtbeton, das auch als Waschbetonbodenbelag auf der Terrasse wiederzufinden ist.

Auch im Eingangsbereich haben Kessly und Sebastian den Baustoff Beton verwendet. Um mehr Platz für Schuhe und Jacken zu haben, bauten die beiden, in Anlehnung an den Garagen-Terrassenbau, einen Sichtbeton-Cubus als erweiterten Eingangsbereich. Nachts wird die graue Fassade mit lila Leuchten in Szene gesetzt.

Haus möglichst nachhaltig saniert

In den Badezimmern haben Kessly und Sebastian auf eine klassische Dusche mit Glastür verzichtet. Stattdessen mauerten sie sich mit kleinen Mosaiksteinen eine offene, bodentiefe Dusche. Für die beiden sowohl optisch von Vorteil, da durch eine fehlende Glastür weniger Kalkflecken entstehen und zum anderen gibt es dadurch einen geringeren Putzaufwand.

Während der Renovierungsarbeiten wurde dem Paar klar, dass es nicht möglich ist, ein 40er-Jahre-Haus auf einen Nullenergiestandard zu bringen. Aus diesem Grund entschieden sich die beiden für eine Ölheizung und den Einbau eines Kaminofens. Während der Corona-Zeit merkten sie dann, dass das Heizen mit dem Kaminofen ausreicht und über das offene Treppenhaus das gesamte Haus gewärmt werden kann, sodass die Ölheizung aktuell vor allem für das Warmwasser dient.

Mittlerweile sind die Lehrerin und der ITler Eltern von Madita (10) und Frida (7). Auch sie fühlen sich wohl in ihren vier Wänden und haben schon einige Ideen, wie das Haus weiter gestaltet werden könnte.

Mit dem Kauf des Hauses haben Kessly und Sebastian auch eine alte Werkstatt auf dem gleichen Grundstück erworben. Auf ihrem Dach wird gerade eine Photovoltaikanlage errichtet. In Zukunft soll die Werkstatt als kreativer Kunst- und Partyraum genutzt werden.

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