Kunsthistoriker restaurieren alte Kutschenstation

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Markus Bundt (Redaktion), Stephanie Vier (Kamera), Yannick Gaul (Ton) und Diana Kalb (Schnitt).

Als Constanze und ihr Mann Daniel die alte Pferdewechselstation in Hetzerath zum ersten Mal anschauten, waren sie sofort begeistert. Das 200 Jahre alte Gebäude war zwar in die Jahre gekommen, doch die beiden erkannten gleich die gut erhaltene historische Bausubstanz. Außerdem waren noch viele Dinge erhalten, die von der Geschichte des Hauses erzählten. Die beiden sind Kunsthistoriker, handwerklich geschickt und haben ein Herz für die Denkmalpflege. Da sieht man so ein Gebäude natürlich mit ganz eigenen Augen.

Kunsthistorisches Interesse und ein Herz für alte Bausubstanz

Das Haus mit Nebengebäuden, großer Scheune und Garten war zwar relativ günstig. Doch die Renovierung kostete dann noch mal das Doppelte des Kaufpreises – nicht gerechnet die vielen Stunden Eigenleistung. Ende 2017 haben die beiden das Haus gekauft, ein halbes Jahr später sind sie in die Baustelle eingezogen. Dann hat es noch mal anderthalb Jahre gedauert, bis es halbwegs heimelig war. Ökologisch sollte der Ausbau sein – mit Lehmputz an den Wänden. Gleichzeitig wurde eine Wandheizung installiert, in anderen Räumen eine Fußbodenheizung.

Denkmalschutzgerechte Sanierung

Außerdem spielte der Denkmalschutz eine wichtige Rolle – denn vieles sollte so hergerichtet werden, wie es früher aussah, das war den beiden Kunsthistorikern wichtig. Dazu gehörten vor allem die Außenfassade und die Fenster. Die Erfahrungen mit der Denkmalpflege waren durchweg positiv, sagt Constanze: „bestimmte Regeln muss man einhalten, aber man hat immer noch genug Gestaltungsspielraum“. So wurden zum Beispiel beim Bau der Sprossenfenster viele Vorgaben gemacht. Wärme- und lärmschutz-technisch sind sie trotzdem auf dem neuesten Stand.

Restaurieren statt renovieren

Nur so viel verändern und umbauen, wie nötig – so viel Geschichte im Haus belassen, wie möglich. Das ist das Motto von Constanze und Daniel. Alte Türen mit aufwändigen Füllungen, Spülbecken aus Sandstein oder die gemalten Tapeten, die man in mehreren Lagen noch an den Wänden findet – sie alle erzählen von früher und sollen deshalb erhalten bleiben. Im Badezimmer hat Constanze keine Kompromisse gemacht. Sie wollte einen Holzfußboden und eine Tadelakt-Oberfläche nach marokkanischem Vorbild. Dabei wird Muschelkalk aufgetragen, geglättet und dann mit einem Edelstein verdichtet und poliert. Die Oberfläche hat eine hohe Festigkeit, ist wasserdicht und hat einen matten Glanz. Das war schon immer Constanzes Traum und den hat sie für sich verwirklicht.

Historische Gebäude erhalten und wieder nutzbar machen

So ist das Haus heute technisch auf dem neuesten Stand und gleichzeitig voller Erinnerungsstücke aus der Zeit, als die Kutscher in der Scheune ihre Pferde wechselten, im heutigen Wohnhaus die Papiere erhielten, etwas essen und wahrscheinlich auch übernachten konnten. Es war früher viel los in der alten Kutschenstation.

Und dann ist da ja noch die Scheune. Ein riesiges Gebäude, das ebenfalls unter Denkmalschutz steht. Auffällig ist ein langer Riss in der Frontfassade, der zunächst bedrohlich aussieht. Doch der Riss ist schon auf einem Foto aus den 80er Jahren zu sehen und ist seither nicht breiter geworden – also offenbar weniger gefährlich als gedacht. Trotzdem werden Constanze und Daniel sich auch darum kümmern, sobald Zeit ist. Was sie mit der riesigen Scheune später mal machen wollen, wissen sie noch nicht so genau. Vielleicht ein Veranstaltungsraum für Feste, Theateraufführungen oder Konzerte – Zukunftsmusik!

Blick in die Geschichte des 200 Jahre alten Hauses

An einigen Stellen im Haus haben die beiden kleine „Fenster“ in die Geschichte eingebaut. Das betrifft die vielen Wandmalereien, die Constanze nach und nach noch freilegen will. Im Gästezimmer gewährt sie aber auch einen Blick in den Deckenaufbau. Früher hat man nämlich zwischen die Deckenbalken Rollen aus Stroh und Lehm eingebaut, sogenannte „Lehmwickel“. Diese waren gut für die Schall-Isolierung und gaben der Boden-/Deckenkonstruktion auch die nötige Stabilität. In der früheren Schwarzküchen, dem heutigen Gästezimmer, ist ein Deckenquadrat unverputzt geblieben und offenbart dessen Innenleben. Constanze und Daniel sind voller Respekt für das Geschick und die Liebe zum Detail, mit der die Handwerker das Gebäude vor knapp 200 Jahren gebaut haben.

Für die alte Kutschstation hat mit den beiden neuen Besitzern eine neue Zeit begonnen. Erst Kutschstation, dann Bauernhof, dann Privathaus und vielleicht irgendwann dann Veranstaltungsort? Wer weiß – mit jedem neuen Bewohner dreht sich das Rad der Geschichte weiter.

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Markus Bundt (Redaktion), Stephanie Vier (Kamera), Yannick Gaul (Ton) und Diana Kalb (Schnitt).