Wenig Geld = Angst vor der Zukunft – Menschen berichten anonym

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Ulrike Pia Stegemann
Ulrike Pia Stegemann (Foto: SWR)

Über Instagram haben uns Geschichten von Menschen erreicht, die zum Thema Armut nicht vor der Kamera über ihre Situation sprechen wollen. Dafür gibt es viele Gründe. Zwei Mitglieder unserer Community haben uns ihre Geschichten jedoch schriftlich erzählt und einer anonymisierten Veröffentlichung zugestimmt. Die Namen haben wir redaktionell geändert.

Maria

Eine von ihnen ist Maria. Sie ist arm trotz mehrerer Jobs. Zehn Jahre lang war sie in einer Beziehung, leider hatte ihr Partner immer wieder Geldprobleme, an Sparen war nicht zu denken. Als die beiden sich entschließen, in eine etwas größere Wohnung zu ziehen und diese nach den eigenen Vorstellungen einzurichten, bekommt ihr Partner keinen Kredit. Also übernimmt ihn Maria – drei Jahre später kommt es zur Trennung und ihr Ex-Partner meldet Privatinsolvenz an. Seitdem ist Maria mit den Kreditschulden allein. Trotz jahrelanger Arbeit, mehrerer Ausbildungen und eines gut bezahlten Bürojobs, muss Maria nebenbei noch einen weiteren Nebenjob annehmen. Dennoch bleibt am Ende des Monats kein Geld übrig. Das Schlimmste:

„Durch diesen Lebensstil verliert man seine Freunde.“

Sarah

Bei Sarah liegt der Grund für die Armut in ihrer Studienzeit. Da sie das vorherige Studium abgebrochen hatte, verlor sie den Anspruch auf BAföG. Also lebten sie und ihr Mann von ihrem Studienkredit und ein wenig Geld vom Jobcenter. Für sie liegt das Problem im System, in dem es nicht um die Menschen geht, sondern das Geld:

„Es sollte dem Land mehr daran liegen, dass die Leute das Ende des Studiums mit einer körperlichen und geistigen Unversehrtheit abschließen und ins Berufsleben einsteigen können.“

Ihr ständiger Begleiter wurde die Zukunftsangst, an kaum einem Tag dachte Sarah nicht an die Geldprobleme. Auch Urlaube waren finanziell nicht möglich. Inzwischen hat sich Sarahs Situation verbessert, weil ihr Mann einen Job gefunden hat.

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