Altersarmut: Nach 50 Jahren in der Gastronomie weniger als 1.000 Euro Rente

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AUTOR/IN
Anna Knake

Nicoles Leidenschaft ist die Gastronomie. Die Ulmerin ist Köchin. Doch wenn sie ihren Rentenbescheid sieht, macht sie sich Sorgen um die Zukunft. Mit den momentan errechneten knapp 1000 Euro Rente im Monat könnte ihr Altersarmut drohen.

Nicole Schirmer im Landesschau Studio (Foto: SWR)

Ich habe schon daheim immer gerne gekocht, meine Eltern waren berufstätig und ich war die große Schwester. Kochen hat mir einfach Spaß gemacht. 

Gastronomie während der Pandemie 

Für Nicole stand ihr Traumberuf schon immer fest: Köchin. Jeden Tag packt Nicole tatkräftig mit an, ob in der Küche selbst oder beim Planen der Schichten. Im Dezember musste die Gaststätte, in der sie angestellt ist, jedoch wieder Kurzarbeit anmelden – die Gäste blieben während der Pandemie erneut aus. „Je öfter wir in Kurzarbeit gehen und auch Kurzarbeitergeld bekommen, umso mehr Leute verlassen die Gastronomie, weil sie es sich einfach nicht mehr leisten können.”  

Die Angst vor der Altersarmut 

Vor etwa fünf Jahren hat Nicole das erste Mal über Altersarmut nachgedacht. Denn bei ihrem Gehalt, stehen ihr für 50 Jahre Arbeit momentan 947,95 Euro zu.  

Ich hoffe da kommt noch etwas anderes, eine Grundrente oder so, damit es sich wirklich gelohnt hat, dass ich 50 Jahre gearbeitet habe. 

Trotzdem will sie ihren Job nicht aufgeben. Die Gastronomie ist und bleibt aber ihre große Leidenschaft – nicht zuletzt wegen ihren Kolleginnen und Kollegen: „Wir sind wie eine große Familie und haben schon einige Höhen und Tiefen miteinander erlebt. Viele sind schon seit 10, 20 Jahren dabei.“ 

Einsatz für einen Betriebsrat 

Mittlerweile arbeitet Nicole seit 27 Jahren in der Gaststätte und hat dort viel erreicht. 2004 gründet sie mit vier Kollegen einen Betriebsrat, um sich besser für die Rechte der Mitarbeitenden einsetzen zu können. Als erste Frau auf der Geschäftsebene ist sie seitdem Vorsitzende des Betriebsrats. „Die ersten Jahre danach waren nervenaufreibend, es wurde nur noch gestritten.” Heute ist das Betriebsklima dafür umso besser: „Jetzt können wir auf Augenhöhe kommunizieren, diskutieren und verhandeln. Die Anstrengungen und Mühen haben sich gelohnt.“  

Auch deswegen bleibt Nicole optimistisch: „Wir versuchen immer etwas zu verbessern und uns fällt auch immer etwas ein. Ich schaue nicht nur ängstlich, sondern auch hoffnungsvoll in die Zukunft.”

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Anna Knake