Jochens Kindheit war frei, aber auch voller Gefahren

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Florian Schwab
Florian Schwab (Foto: SWR)

Jochen aus Heidenheim an der Brenz hat nach der Schule auf der Straße gespielt. Ohne Fußball, ohne Fahrrad, eben mit dem, was da war. Dabei haben er und seine Freunde auch lebensgefährliches "Spielzeug" entdeckt.

„Wir haben früher auf der Gasse gespielt, das fehlt den Kindern heutzutage.“

„Die Kinder müssten eigentlich auch raus auf die Straße, obwohl das mit dem Verkehr nicht mehr so einfach ist. Heute ist ja schon Park-Chaos, weil Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen. Ich finde das nicht gut. Ich bin von meiner Mama erzogen worden, selbstständig zu sein und selbstständig zu handeln.“

Abenteuer Schulweg

„Ich bin wie die anderen Kinder in die Schule gelaufen, jeden Tag vier Kilometer weit. Auf dem Heimweg sind wir immer an einem Friedhof vorbeigekommen. Dort haben wir aus den alten Trauerkränzen die Wachsblumen rausgezupft, zusammengebunden und angezündet. Die haben dann lichterloh gebrannt. Auch auf dem Kartoffelacker haben wir Feuer mit dem alten Kartoffelkraut gemacht und uns Kartoffeln geröstet.

Aber ich beneide die Jugendlichen, wenn ich sehe, was man ihnen heute bietet. Bei uns gab es keine Schulausflüge mit den Lehrern oder sowas.“

„Das Leben war anders und wir waren zufrieden.“

„Vormittags war Schule, nachmittags hatten wir frei. Wir haben auf der Gasse gespielt und rumgestöbert.“

Harte Bestrafung in der Schule

„Wenn ich was ausgefressen hatte, gab es Schläge mit dem Rohrstock auf den Po oder auf die Hände. Ich musste nach vorne kommen, mich über den Stuhl beugen oder die Hände ausstrecken. Das hat dann ganz schön gebitzelt und mir Respekt eingeflößt.

In meiner Schultüte war fast nix drin. Nur ein paar Süßigkeiten. Es war Krieg und wir hatten fast nichts. Die Schultüte und den Anzug zur Einschulung hat meine Mama selbst gemacht.“

Ein Bombeneinschlag mit Folgen

„Als ich in die vierte Klasse ging, hat ein Volltreffer die Schule total zerstört. Sie war dann bis auf weiteres geschlossen. Da hat sich der kleine Jochen sehr gefreut. Die Gefahren dieser Zeit konnten wir Kinder gar nicht einschätzen.“

Lebensgefährliches Spielzeug

„Wir haben oft Munition gefunden und damit gespielt. Einmal habe ich eine Eierhandgranate mit nach Hause gebracht. Die hat meine Oma mir dann schnell aus der Tasche gezogen und verschwinden lassen.“

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