2 Schwule, 2 Lesben, 1 Sohn – 5 Tabufragen an eine Queer Family

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Stefanie Molitor
Stefanie Molitor (Foto: SWR)
Nils Keilmann
Nils Keilmann (Foto: SWR)

Vater, Mutter, Kind? In der Queer Family von Andreas und Daniel aus Blaustein gibt es das alles im Doppelpack, denn: Das schwule Pärchen hat mit einem lesbischen Paar einen Sohn.

„So ein Familienprojekt nicht zu machen, nur weil man glaubt, dass das Kind gehänselt wird, wäre sehr schade. Weil es im Alltag eigentlich kein Problem ist.“

Daniel und Andreas haben seit fünf Jahren gemeinsam mit einem lesbischen Paar einen Sohn.

Nicht zwei, sondern vier gleichberechtigte Eltern

Daniel erklärt: „Bianca und ich sind die leiblichen Eltern von Tobias. Aber für uns und für ihn macht das keinen Unterschied: Wir sind alle gleichberechtigte Eltern.“

Die vier sind schon über zehn Jahre befreundet, als die Frauen mit ihrem Kinderwunsch auf Daniel und Andreas zukommen:

„Sie wollten nicht nur eine Samenspende für ihr Kind, sondern explizit auch Väter. Wir haben emotional sofort entschieden, dass wir das machen wollen.“

Kein Recht auf Mehrelternschaft: Wie regeln die vier ihr Modell?

Weil es keine rechtliche Mehrelternschaft in Deutschland gibt, setzen die vier unter juristischer Beratung eine Elternschaftsvereinbarung auf: „Was passiert, wenn sich Paare von uns trennen? Was passiert im Sterbefall? Namensfindung? Ferienzeiten? Die Vereinbarung ist eine Art ,Fallback‘-Lösung, wenn irgendwas schiefgehen sollte.“

Aber klar ist auch: „Im Zweifel entscheidet das Gesetz, wer Unterhalt zahlt, und nicht die Vereinbarung.“

Doppelte Regenbogenfamilie

Ihr Sohn Tobias wächst unter der Woche bei seinen Müttern in Ravensburg auf, verbringt aber jedes Wochenende und die Urlaube mit seinen Vätern.

„Das Ziel ist, bald so nah wie möglich zusammenzuziehen. Vielleicht sogar ins gleiche Gebäude, damit wir alle den Kleinen so oft wie möglich sehen können“, sagt Andreas.

Erziehung und Normalität

Im Alltag sind vor allem die kleinen Regeln entscheidend: „Tobias weiß: Wenn einer von uns ‚Nein!‘ sagt, ist es auch bei den anderen ein ‚Nein!‘.“ Und wie geht Tobias damit um, vier Eltern zu haben?

„Er weiß, dass die Konstellation ein bisschen besonders ist, aber ist es gewohnt, so aufzuwachsen. Für ihn ist eher die Frage: Warum hat der andere denn nur einen Papa?“