Vom IS enführt – So entkam die Jesidin Jihan dem Terror

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2014 überfiel der IS die hauptsächlich von Jesiden bewohnte Region Shingal im Irak. Dabei wurden auch Jihan und ihre Familie in Gefangenschaft genommen. Sie hat überlebt und kam nach Deutschland in die Nähe von Tübingen. Von Jihans Vater fehlt noch immer jede Spur.

Ich hab’ gesagt: Wenn ich das überlebe, will ich es aufschreiben. 

Schöne Kindheit im Irak 

Jihan ist Jesidin und hat im Irak gelebt, bis sie zehn Jahre alt war. „Meine Kindheit war schön. Ich hatte meine ganze Familie bei mir, meine Freunde, meine Verwandten, mein Zuhause, meinen Vater. Wir haben Ausflüge gemacht und ich habe mit meinen Freundinnen vor der Tür gespielt“, erinnert sich Jihan.  

Machtübernahme des IS 

Doch dann übernahm am 3.8.2014 der Islamische Staat die Macht und verfolgte die Jesiden. „Das war der schlimmste Tag meines Lebens. Ich war mit meiner ganzen Familie versammelt und wir wollten in die Berge fliehen, aber vor uns haben die IS-Leute schon den Weg gesperrt. Wir waren also gefangen. Der IS denkt, wir sind Teufelsanbeter, weil wir nicht an den Islam glauben“, so Jihan. 

Terror 

Jihans gesamte Familie war in Gefangenschaft, jedoch nicht gemeinsam. „Ich habe mehrere Rollen gespielt, nur deswegen wurde ich nicht von meiner Mutter getrennt“, sagt Jihan. Einmal gab sie sich als geistig behindert, einmal als blind und einmal als gehörlos aus, um nicht vergewaltigt und verkauft zu werden – so wie es mit vielen anderen Mädchen geschah. 

Der Gefangenschaft entkommen 

Durch einen Freikauf konnten sie, ihre Mutter und zwei jüngere Geschwister entkommen. Ihre großen Geschwister jedoch sind noch immer gefangen und von ihrem Vater fehlt bis heute jede Spur: „Es ist traurig, ohne Vater aufzuwachsen. Was mich noch trauriger macht, ist, dass mein kleiner Bruder ohne Vater aufwachsen muss. Es gab Zeiten, da hat er die Onkels Vater genannt.“ 

Sicherheit in Deutschland 

Mithilfe des Sonderkontingents Baden-Württemberg „Schutzbedürftiger Frauen und Kinder aus dem Nordirak“ ist die Familie nach Deutschland gekommen. „Klar, es ist traurig, dass man nicht mehr da ist, wo man hingehört, aber ich hab‘ hier eine Zukunft, kann was erreichen mit meiner Stimme“, so Jihan. Deshalb hat sie ihre Erlebnisse in einem Buch niedergeschrieben.

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SWR