Andrea macht mit ihren Tieren demenzkranke Menschen glücklich

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AUTOR/IN
Martin Rottach

Wenn Menschen durch Demenz die Haftung im Jetzt verlieren, kann ihnen Andrea auf ihrem Bauernhof helfen. Denn die Begegnung mit Natur und Tieren ist für viele ein Urbedürfnis.

„Ich habe gemerkt, dass die ältere Generation mit Tieren aufgewachsen ist und habe mir gedacht, dass es doch möglich sein muss, Erinnerungen zu wecken und die Leute durch sinnstiftende Arbeit zu mobilisieren.“

Andrea betreibt mit ihrem Mann einen Biohof in Rulfingen bei Sigmaringen. Für die ausgebildete Tiertherapeutin ist der Kontakt zur Natur und zu Tieren ein Urbedürfnis vieler Menschen. Deshalb hat sie ihren Hof für junge und alte Menschen geöffnet. Neben behinderten und misshandelten Kindern kommen regelmäßig auch Demenzkranke zu ihr auf den Hof.
Der Umgang mit den Tieren verändert die alten Menschen, sagt Andrea.

„Letztes Jahr hatte ich einen ganz tollen Moment. Wir sind mit einem Mann im Rollstuhl, der nicht mehr laufen konnte, zum Gehege der Kühe gefahren. Er wollte unbedingt raus aus dem Rollstuhl und ist dann bei uns eingehakt 30 Meter bis zur Kuh Paula gelaufen. Das war für ihn eine Höchstleistung und alles nur, weil er unbedingt die Kuh streicheln wollte. Diese Momente bedeuten für mich absolutes Glück.“

Die Tiere auf dem Hof sind speziell ausgebildete Therapietiere. Sie sind zutraulich und lassen die Besucher ganz nah an sich ran. Für Andrea ist es eine zeitaufwändige Arbeit die Tiere zu zähmen.

„Wenn die Tiere geboren werden, sitze ich stundenlang drinnen und präge sie. Das nennt man Sozialisation und meint, dass die Tiere mich in ihre Herde aufnehmen. Später müssen sie natürlich auch an Gegenstände wie Rollstühle und Krücken gewöhnt werden, damit sie nicht wegrennen.“

Bisher wird der Großteil der Therapie privat bezahlt. Finanziert wird das größtenteils durch die Pflegeeinrichtungen und durch Spenden. Andrea wünscht sich, dass die Kosten künftig von der Krankenkasse übernommen werden. Der Bedarf sei da und die Therapie würde nachweislich Besserung versprechen.

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Martin Rottach