Monika Sozanska: Wer zum Psychiater geht ist nicht verrückt

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Monika Sozanska aus Schorndorf hat im 5. Monat ihrer Schwangerschaft ihr Baby verloren – ein Schicksalsschlag. Einige Monate später geht es ihr schon wieder ganz gut. Sie sagt, auch bei seelischen Verletzungen brauchen wir ärztliche oder psychologische Unterstützung.

Frau sitzt in einem Ledersessel (Foto: SWR)

Ich appelliere an jeden, der durch etwas Schweres geht: Bringe den Mut auf, dich zumindest einer Person zu öffnen und dagegen zu wirken, damit man nicht zu lange in der schweren Phase bleibt.

Sich aktiv aus der Trauer herausarbeiten

Gerade nachdem viele wussten, dass Monika schwanger ist und sie sich darauf eingestellt hatte, hieß es, dass ihr Baby nicht lebensfähig sein würde. Ein Schicksalsschlag. Heute, mehrere Monate nach ihrer Fehlgeburt, geht es Monika wieder ganz gut. „Viel habe ich schon akzeptiert und verarbeitet. Aber es dauert glaube ich schon noch, bis ich es komplett verarbeitet habe. Ich glaube, es ist wichtig, dass man sich so viel Zeit wie nötig gibt, um das zu verarbeiten. Aber dass man sich auch nicht nur in der Trauer einschließt, sondern sich aktiv rausarbeitet. Sonst läuft man Gefahr, dass es noch schlimmer wird. Mir hat es geholfen, darüber zu sprechen. Es ist wichtig, dass man sich eine Vertrauensperson sucht. Bei professioneller Hilfe wissen sie genau, wie man Menschen in so einer Situation stützt.“

Wenn man sich ein Bein bricht, dann rennt man sofort zum Arzt. Aber seelische Verletzungen machen dich auch arbeitsunfähig.

Hilfe von Psychologen und Psychiatern

Monika Sozanska war Leistungssportlerin. Sie war 2012 als Fechterin bei Olympia in London dabei. Sie glaubt, dass der Sport ihr geholfen hat, ihren Schicksalsschlag zu verarbeiten. „Der Sport hat mich gelehrt, immer wieder aufzustehen und aktiv Wege nach außen zu suchen. Wir haben Sportpsychologen.“ Deshalb ist sie psychologischer Hilfe wahrscheinlich weniger abgeneigt als andere. „Seelische Verletzungen machen dich auch arbeitsunfähig. Du kannst dich nicht konzentrieren. Du funktionierst nicht mehr so richtig, auch im Sozialleben. Ich finde, wenn man anerkennt, dass es einem gerade psychisch nicht gutgeht, tut man sich einen Gefallen. Es ist so schade, dass viele denken: Wenn ich jetzt zum Psychiater gehe, dann gelte ich als verrückt. Das ist gar nicht der Fall.“

Falls es dir nicht gutgeht und du jemandem zum Reden brauchst, das geht bei der Telefonseelsorge anonym: 0800 1110111.

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SWR