Geisterführerin – wie Anette den richtigen Beruf gefunden hat

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AUTOR/IN
Donna Doerbeck

Mit nur neun Wochen bricht sich Anette aus Stuttgart bei einem Unfall den Schädel. Bis heute kämpft sie mit den Folgen. Doch sie hat einen Weg gefunden, damit klarzukommen.

"Ich bin die, die ich bin. Man muss akzeptieren, was das Leben einem bereitet. Wenn man das nämlich nicht akzeptiert, wird man auch nicht glücklich."

Tragischer Unfall

Anette wächst im Stuttgarter Osten auf. Als sie neun Wochen alt ist, verklemmt sich ihre Baby-Decke in einer Fahrstuhltür. Sie wird auf den Boden geschleudert und bricht sich den Schädel. Ihre Mutter hat große Schuldgefühle, was das Verhältnis zwischen Anette und ihr von Anfang an stark belastet. Ihre Mutter versucht andererseits, das Geschehene totzuschweigen.

"Sie sagte dann: Über den Unfall muss man ja nicht reden. Du musst ja keinem sagen, warum du keinen Führerschein hast. Das fällt ja nicht so sehr auf, dann denken halt die Leute du bist blöd, wenn du blöd in der Gegend rumguckst. Aber wehe du erzählst halt jemandem was vom Unfall.“

Anette kämpft bis heute mit den Folgen

Die ersten fünf Lebensjahre fehlt Anette ein Teil von ihrer Schädeldecke. Sie leidet heute noch gesundheitlich unter den Folgen des Unfalls. Aber Anette versucht es allen Zweiflern zu zeigen: Sie arbeitet als Industriekauffrau, wird aber trotzdem schon mit 37 Jahren arbeitsunfähig. Sie sucht etwas, das sie langfristig mit ihren Einschränkungen durchziehen kann.

Neuer Job: Geisterführerin

Eine Englandreise mit ihrer Tochter wird zum Wendepunkt in ihrem Leben. Dort besucht sie eine Geisterführung. Sie ist so beeindruckt, dass sie die Idee nach Hause bringt und selbst etwas Ähnliches startet: Und der Job passt perfekt. Die Geschichten für ihre Stadtführungen recherchiert sie selbst. Davon kann sie ganz gut leben. Lange Zeit hat Anette mit ihrem Unfall gehadert. Seit sie die Stuttgarter Geistertouren macht, ist das anders.

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Donna Doerbeck