Andreas wohnt mit seiner Familie im ehemaligen Knast in Stuttgart

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Bastian Eppl
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Katharina Feißt

„Die Kinder hatten nie Angst, in der Zelle zu wohnen. Die haben sich hier eigentlich immer wohlgefühlt.“

Dicke Mauern, vergitterte Fenster, schwere Zellentüren: Auf den ersten Blick sieht das ehemalige königliche Amtsgefängnis im Stuttgarter Stadtteil Bad Cannstatt nicht gerade wohnlich aus. Früher waren Kleinkriminelle in den 33 Zellen untergebracht. Heute befinden sich in dem über hundert Jahre alten Gebäudekomplex acht moderne Wohneinheiten.

Eine der Wohnungen gehört Andreas und seiner Familie. Als Andreas das unsanierte Gebäude vor dem Kauf mit seinen Eltern besichtigte, waren die nicht gerade überzeugt. „Wollt ihr euch nicht doch lieber ein Reihenhäuschen im Grünen kaufen, als jetzt hier so eine Bruchbude?“, bekam er von seiner Mutter zu hören. Zwar ist die Wohnung heute hell und freundlich, wegen des Denkmalschutzes sind aber immer noch viele historische Elemente erhalten, zum Beispiel die schweren Zellentüren, die Durchreichen für Essen oder die Gitterstäbe vor den Fenstern.

Mit Kreativität zur Wunschwohnung

„Mit den Räumen und der Gestaltung war es immer ein Kompromiss“, erinnert sich Andreas. Im ehemaligen Zellegang versteckt sich hinter einer dicken Eichentür ein begehbarer Kleiderschrank. Und auch beim Badezimmer musste die Familie kreativ werden: Weil in den ehemaligen Lagerraum keine Badewanne passte, wurde sie kurzerhand im Übergang zum Schlafzimmer platziert. „So hat jede Wohnung hier im Haus irgendwelche Besonderheiten, wo man versucht hat, mit den Räumlichkeiten klarzukommen.“

Andreas Kindern kam vor allem der Hof zugute: Hinter der dicken Gefängnismauer konnten sie unbeaufsichtigt spielen und toben. Rückblickend kann Andreas sagen: „Wir haben nie bereut, dass wir hier eingezogen sind.“

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