Mutter mit Putzzwang – So meistert Lena ihr Leben

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Stefanie Molitor
Stefanie Molitor (Foto: SWR)
Stefan Bächle
Stefan Bächle (Foto: SWR)

Flecken, Staubkörner, Krümel. Was andere einfach ignorieren, macht Lena aus der Nähe von Stuttgart wahnsinnig: Die junge Mutter hat einen Putzzwang. Doch für ihre kleine Familie hat sie den Kampf gegen ihre Zwänge aufgenommen und eine wichtige Botschaft.

„Ich habe am Tag über 100 Mal meine Hände gewaschen.“

 „Für meinen Körper ist das wie eine Belohnung. Wenn man einmal mit dem Saubermachen anfängt, sagt das Gehirn: Mach halt weiter.“ Lenas Zwang äußert sich immer dann, wenn sie Stress hat oder wenn Alltagsroutinen außer Kontrolle geraten. Flecken, Staubkörner, Krümel - all das macht Lena unruhig: „Ich hatte Kleidung, die ich nur in der Schule an-, und bevor ich zurück in die Wohnung kam, wieder ausgezogen habe. Dann bin ich ohne viel zu berühren ins Bad gelaufen und habe richtig schaumig geduscht, um den Ekel vor den Menschen abzuwaschen.“

Ekel vor fremden Menschen

Obwohl es vor allem fremde Menschen sind, die dieses Verhalten bei Lena auslösen, verkompliziert der Zwang auch ihr Privatleben:

„Ich kenne meinen besten Freund mittlerweile schon seit fünf Jahren, schaffe es aber trotzdem immer noch nicht, ihn zu umarmen.“

Auch eine feste Beziehung war deshalb lange unmöglich. „Ich habe immer tolle Männer kennengelernt und wäre mit einigen bestimmt zusammengekommen, aber immer, bevor es ernst wurde, habe ich einen Cut gemacht.“

Mit der eigenen Familie stark

Das ändert sich, als Lena ihren jetzigen Partner kennenlernt. Mittlerweile haben die beiden auch einen gemeinsamen Sohn: „Ich räume gerade mein Leben auf und lerne, dass ich viel mehr wert bin, als ich dachte. Ich dachte immer, ich bin scheiße, ich bin für alle eine Last, ich bin krank.“

Nicht aufgeben und therapeutische Hilfe suchen

Seit sie 10 Jahre alt ist, ist Lena immer wieder in Therapie. Gerade läuft es gut. Und auch ihr Kind macht ihr Mut: „Ich wäre schön blöd, wenn ich jetzt einfach aufgeben würde.“

„Ich rate jedem: Hör in dich rein, rede darüber, lass Gefühle zu und arbeite dran. Zwangsstörungen sind nichts, was man eben mal so löst.“

„Man muss herausfinden, wo sie herkommen. Ich arbeite da schon mein ganzes Leben lang dran. Irgendwann trifft man den richtigen Therapeuten, bei dem man sich wohlfühlt und der einem helfen kann. Ohne diese Hilfe hätte ich es nicht geschafft. Also: Nicht aufgeben!“

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