Jenny aus Backnang ist mit 22 Jahren Bestatterin

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AUTOR/IN
Lea Weinmann
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Stefan Bächle
Stefan Bächle (Foto: SWR)

Schon in der Schule hat Jenny aus Backnang im Reliunterricht das Thema „Leben und Tod“ fasziniert. Heute ist sie Bestatterin. Ihr Beruf hat ihre Sicht auf das Leben verändert.

Jenny ist Anfang 20 und Bestatterin (Foto: SWR)

„Ich bin nie mehr im Streit mit jemandem auseinandergegangen, seit ich Bestatterin bin. Jeder Tag kann der letzte sein."

Die Arbeit mit dem Tod

„Seit ich Bestatterin bin, lebe ich intensiver. Ich versuche, alles im Geschäft zu lassen. Sobald die Tür zugeht, lasse ich alles, was an dem Tag passiert ist, auch dort. Sollte doch mal ein Fall mit nach Hause kommen, spreche ich viel mit meinem Freund darüber. Der ist auch Bestatter und kann mich gut stützen.“

Im März hat Jenny ihre Ausbildung in Gärtringen als beste Auszubildende des letzten Prüfungsjahres bestanden. Heute arbeitet sie in einem Bestattungshaus in Backnang.

„Meine Aufgabe ist der organisatorische Teil einer Trauerfeier. Beispielsweise organisiere ich den Blumenschmuck, die Grabart, ich mache Zeitungsanzeigen oder Trauerkarten und organisiere die Abschiednahme. Ich wünsche es mir natürlich nicht, aber ich weiß:

„Eines Tages darf ich auch meine Eltern bestatten. Ich finde das schön, es ist eine letzte Ehrerbietung und wird mir wichtig sein.“

Tränen bleiben nicht aus

Bei ihrer bisherigen Arbeit als Bestattungsfachkraft hat Jenny ein Todesfall besonders mitgenommen.

„Bei einer 18-jährigen Frau ist ihr 45-jähriger Vater an einem plötzlichen Herzinfarkt gestorben. Vor seinem Tod hatten sie Streit. Als er verstorben war, hatten sie nicht mehr die Möglichkeit, sich auszusprechen. Ich habe sie auf der Beerdigung die ganze Zeit weinen gehört und konnte irgendwann meine Tränen auch nicht mehr zurückhalten. Dann dachte ich mir: ‚Mein Gott, ich bin auch nur ein Mensch.‘ Und habe die Tränen einfach laufen lassen.“

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Stefan Bächle (Foto: SWR)