Das antworteten mir meine drei ukrainischen Kontakte zu Beginn des Kriegs, auf die Nachfrage wie es ihnen gehe oder wie ich helfen könne. Alle drei habe ich 2019 bei einem Doku-Dreh über Minenräumer in der Ost-Ukraine kennengelernt. Aus den Drehpartnern sind Freunde geworden. Einer davon ist Volodymyr, 39 Jahre aus Cherkasy. Eines samstagabends schreibt er mir: „Kann ich etwas fragen? Meine Mutter hat Angst. Sie möchte die Ukraine verlassen, ist das für sie möglich?“
Wir telefonieren. Volodymyr ist mittlerweile beim Militär, kontrolliert Fahrzeuge an Checkpoints. Seine Mutter, Schwester und ein Kätzchen wollen flüchten. Ich hatte eh schon überlegt als freier Journalist in die Ukraine zu reisen, denn die Lage lässt mich alles andere als kalt. Ich sitze nur zu Hause und schaue zu. Und Freunden hilft man. Also sage ich zu.
Es ist der 14. März 2022, 22:57 Uhr. Ich sitze gerade wirklich in einem Reisebus in die Ukraine. Das Ziel: Volodymyrs Familie von Lviv nach Deutschland zu bringen. Auf der Reise spreche ich mit vielen Menschen, erlebe einen Zusammenhalt und eine Hoffnung, wie selten sonst. Aber immer gepaart mit Trauer, Verzweiflung und Erschöpfung.
Treffen mit Volodymyrs Mutter und Schwester
Zwei Tage später treffe ich endlich Volodymyrs Familie. Am frühen Morgen des 18. März fahren Vlada, Alla und ich mit dem Auto aus Lviv raus. Plötzlich gibt es Luftalarm. Raketen schlagen am Flughafen von Lviv ein. So schnell ist der Krieg sehr nah an einem dran.
Eine Stunde später sind wir an der polnischen Grenze. Die beiden Frauen sind erleichtert, aber auch den Tränen nahe, denn sie lassen ihre Heimat zurück. Vlada sagt, es fühlt sich ein wenig an wie Verrat, einfach zu gehen.
Vlada und Alla leben jetzt in der Nähe von Mainz. Sie haben dort ein kleines Zimmer bezogen. Wir stehen in Kontakt und Volodymyr ist erleichtert, dass seine Familie in Sicherheit ist.
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