Ein Mainzer Physiotherapeut an der syrischen Front – Er schult Menschen in den kurdischen Rojava-Gebieten

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Fabian Janssen
Fabian Janssen (Foto: SWR)
Mann zeigt Foto auf Bildschirm (Foto: SWR, Tosten Lengfeld)
In seiner Praxis in Mainz berichtet Torsten von den Hilfseinsätzen.
Foto auf PC von Physiotherapiebehandlung (Foto: SWR, Tosten Lengfeld)
In Syrien gibt es durch den Krieg mehr als 20.000 Schwerstverletzte, die behandelt werden müssen.
Mann zeigt Physiotherapie.  (Foto: SWR, Tosten Lengfeld)
Torsten möchte Multiplikatoren schaffen, damit die Menschen sich selbst helfen können.
Mann sitzt vor Gewichten. (Foto: SWR, Tosten Lengfeld)
Er ist bereits seit mehr als 21 Jahren Physiotherapeut.

„Der entscheidende Unterschied zwischen Patienten hier und da ist der Verletzungsgrad. Kriegsverletzungen sind höchstens vergleichbar mit schwersten Autounfällen.“

Torsten Lengfeld, Physiotherapeut aus Mainz, reist regelmäßig zusammen mit einer Delegation von Ärzt*Innen in die Kriegsregionen von Nord- und Ost-Syrien, um die Menschen dort physiotherapeutisch auszubilden. Dabei kommt er oft nah an das Kriegsgeschehen heran.

„Es ist natürlich sehr ungewohnt. Ich war nicht bei der Bundeswehr, ich habe Zivildienst gemacht. In ein Gebiet zu fahren, wo es jeden Tag Schüsse zu hören gibt, wo man spürt, wie der Boden vibriert, weil Bomben geschmissen werden – das ist schon erstmal komisch.“

Aber Torsten ist es wichtig, dort zu helfen. Denn der seit mehr als neun Jahre andauernde Krieg in Syrien, der Kampf gegen den IS und die in 2019 gestartete türkische Militäroffensive hat viele Querschnittgelähmte und Menschen mit versteiften Gliedmaßen zurückgelassen. „Man sagt elf- bis zwölftausend Tote und über 20.000 Schwerstverletzte.“

Dass er sich dafür selbst in Gefahr bringt, verstehen hier viele nicht. „Es geht mir nicht um einen heroischen Einsatz. Es geht darum, das in einen Kontext zu stellen. Ich glaube wirklich, dass das was da passiert, auch hier von Bedeutung ist. Die Leute da haben den Kampf nicht nur für sich geführt, sondern auch für uns. Wenn die Kurd*Innen nicht gegen den IS gekämpft hätten, dann hätten wir jetzt dort einen islamistischen Kalifat-Staat. Aber man hat die Leute kämpfen lassen und sie dann einfach fallen gelassen.“ Er wünscht sich, dass sich die Menschen in Deutschland Gedanken darüber machen, was in Syrien geschieht.

„Die Menschen dort sind der Spielball territorialer und geostrategischer Interessen und die ganze Menschheit schuldet den Leuten dort Dank, dass sie für uns gekämpft haben.“

Ende März wäre Torsten auf einen weiteren Hilfseinsatz gefahren, doch dann kam Corona.

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