„Ich kenne 90 Prozent der Namen der etwa 1.400 Bewohner. Und alle Wohnungsnummern der über 600 Wohnungen. Das ist auch meine Pflicht als Hausmeister.“ Andreas Los lebt und arbeitet seit 23 Jahren in der „Diana am Wildpark“ in der Elsa-Brändström-Straße, dem höchsten und größten Wohnkomplex in Rheinland-Pfalz. Von vielen wird die Anlage nur „Elsa“ genannt.
Seine Aufgaben sind die Sicherheit, die Technik und die Sauberkeit. „Zu Beginn habe ich im 17. Stock gewohnt. Als Hausmeister muss ich nun im ersten Stock wohnen, damit ich schnell bin und helfen kann, wenn etwas passiert.“ Als Andreas vor 23 Jahren aus Polen in die Elsa kam, hat er gedacht: "Das ist doch nicht Deutschland". Das Gebäude war grau und von Rostflecken geprägt. Aber noch in seiner Probezeit wurde die ganze Anlage saniert, Wohnungen an Eigentümer verkauft und eine Eigentümergemeinschaft entstand. So haben sich Stück für Stück auch die Menschen in der Elsa gewandelt.
„Heute leben hier über 60 verschiedene Nationalitäten zusammen. In Frieden. Der Israeli neben dem Araber und der Albaner neben dem Serben.“ Wenn es nach Andreas geht, kann hier jeder leben wie er will, solange er niemand anderen stört.
„Natürlich gibt es Ausreißer, aber die gibt es überall. Aber was mich wirklich ärgert, ist das Image, der schlechte Ruf der Elsa. Leute behaupten, die Elsa sei verkommen. Ich kann jedem nur sagen: Wer das denkt, soll vorbeikommen. Ich bin gerne bereit, jedem die Elsa zu zeigen, wie sie wirklich ist.“
Trotzdem gibt es auch schlimme Augenblicke. „Die schlimmsten Momente sind, wenn Leute herkommen und sich umbringen, runterspringen. Man kommt hier hoch und findet nur einen Schlüssel und einen Ausweis. Dann weiß man was passiert ist. Am Anfang konnte ich dann drei Tage lang nicht mehr zu mir kommen.“ Aber das kommt zum Glück nicht mehr so häufig vor, seitdem alle abgeschlossen ist, sagt Andreas weiter.
Für ihn ist die Elsa seine Heimat, sein Lebenswerk und Pause davon bekommt er auch nie. „Als Hausmeister kann man hier nie Feierabend machen, die Leute fragen einen immer etwas, auch wenn man nicht im Dienst ist.“ Wenn er dann doch mal Ruhe will, dann fährt er mit dem Fahrrad zu seinem Schrebergarten. „Aber auch da ist mein Nachbar aus der Elsa.“
Die Cappuccino-Gang
„Das hier ist das Revier der Cappuccino-Gang“, ruft Waltraud. Sie wartet kurz, schaut streng und fängt dann schallend an zu lachen.
Der Stadtteiltreff
„Es ist ein bisschen ein Lebensprojekt“, sagt Eva Krenz über die Arbeit im Stadtteiltreff Gonsenheim, der in der Elsa liegt.
Ümars Flucht in die Elsa
Fünf Jahre haben Ümar Siam und seine Frau Siham den Krieg in Syrien erlebt, bevor sie nach Deutschland gekommen sind. Die Elsa ist seit ihrer Flucht ihr Neues Zuhause.
Kurzgeschichten aus dem Elsa-Leben
Horst Wambach schreibt Kurzgeschichten über das Leben in der Elsa.
Walid und Omid
„Ich verbinde mit der Elsa meine Kindheit. Ich bin froh, hier aufgewachsen zu sein. Hochhaussiedlungen sind einfach cool!“, sagt Omid.
Der Elsa-Meister
„Ich kenne 90 Prozent der Namen der etwa 1.400 Bewohner der Elsa. Und alle Wohnungsnummern der über 600 Wohnungen. Das ist auch meine Pflicht als Hausmeister.“
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Rosaria Marsico betreibt seit 30 Jahren ein italienisches Lebensmittelgeschäft in Mainz. Die 59-Jährige stammt aus Kalabrien und kam 1978 nach Deutschland, um Arbeit zu finden.
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