Doktor mit 81 – Friedel geht als Rentner noch mal an die Uni

Stand
Autor/in
Viktoria Machleidt
Ein älterer Mann mit Doktohut lächelt in die Kamera.
Friedel trägt seinen Doktorhut mit Stolz – mit 81 Jahren hat er seine Dissertation abgeschlossen.
Mann im blauen Hemd sitzt an Tisch vor Sonneschirmen.
Der ehemalige Gymnasiallehrer beschäftigte sich in seiner Doktorarbeit mit der Frage, ob Schülerinnen und Schüler mit anspruchsvoller Literatur heutzutage weniger anfangen können als zu seiner Schulzeit.
Ein Mann mit weißen Haaren spaziert mit Rollator durch den Wald.
Ein Spaziergang durch den Wald war sein Ausgleich zur Dissertation.

Fast drei Jahre habe ich dran gearbeitet. Ich bin stolz, dass ich es geschafft habe. Die meisten, denen ich es erzählt habe, haben gesagt: ‚Och Gott, der Herr Schardt. Jetzt spinnt der wieder.‘

Friedel wollte ihn schon immer: den Doktortitel. Aber er hatte nie die Zeit dafür – bis zu seinem 80. Lebensjahr. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem er die Entscheidung getroffen hatte: Wenn promovieren, dann jetzt. Als ehemaliger Gymnasiallehrer im Fach Deutsch hat ihn schon lange eine Frage beschäftigt: Können Schülerinnen und Schüler mit anspruchsvoller Literatur heutzutage weniger anfangen als zu seiner Schulzeit? Und mit genau diesem Thema hat er sich in seiner Studie auseinandergesetzt.

Während der drei Jahre, in denen Friedel seine Dissertation geschrieben hat, kämpfte er mit gesundheitlichen Problemen. Er musste seine Augen operieren lassen. Aus Angst durch die OP könnte er sein Augenlicht komplett verlieren, hat er sich vorbereitet: Alles, was es für die Arbeit zu lesen gab, musste vor der OP erledigt werden. Denn möglicherweise würde er danach überhaupt nicht mehr lesen können. Doch die OP verlief erfolgreich.

Als die Studie ausgewertet war und es an den schriftlichen Part ging, ist Friedel kreativ geworden. Denn mit dem Computer zu arbeiten, fiel im schwer. Stattdessen hat er sich ein Diktiergerät geschnappt. Wort für Wort hat er die Arbeit diktiert und im Anschluss verschriftlichen lassen. Beim Ausbessern kleinerer Fehler hat seine Frau ihn unterstützt.

Sein Umfeld hat ihn oft für verrückt gehalten. Immer wieder wurde er gefragt, was er von all der Arbeit hat. Mittlerweile haben ihm aber alle gratuliert und freuen sich mit ihm. Nach jahrelanger Arbeit ist Friedel stolz, endlich den Doktortitel tragen zu können.

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Viktoria Machleidt