Schreinermeister Jürgen rettet und restauriert Kulturgüter

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Christian Hattesen
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Katharina Feißt

„Ich habe nicht gesagt, ich werde Denkmalpfleger. Ich wollte Schreiner werden und was mit Holz machen. Ich wollte die Schönheit erhalten, die Aufgabenstellung verändern und sagen: ‚Hier ist ein altes Teil, wie kann man das erhalten?‘ Nicht: ‚Hier ist ein altes Teil, wie kann man das austauschen?‘“ (Jürgen, Schreinermeister, Restaurator und Baumaterialiensammler aus Lahnstein)

Wie ein kleines Kind kann sich Jürgen für alte Dinge mit Geschichte begeistern. Gerade hat er wieder mal historische Fenster gerettet. „Noch lieber wäre es mir, die an Ort und Stelle zu erhalten. Die gehören hier in dieses Haus. Das ist sein größtes Kapital.“ Doch der Besitzer des ehemaligen Hotels hat sich gegen eine Restaurierung entschieden, weil ihm das zu teuer ist. Also nimmt Jürgen die Fenster mit auf seinen Hof in Lahnstein. Dort türmt sich historisches Baumaterial: Türen, Dielenbretter, Skulpturen. Fast alle hat Jürgen vor dem Müllcontainer gerettet. Er will sie verkaufen, restaurieren, oder etwas Neues aus ihnen machen.

In seinem Online-Shop sind über 4.000 Stücke gelistet. „Würden wir das nicht tun, wären die Sachen zwar hier auf Lager, aber nicht erkennbar. Durch das Einstellen können wir das bundesweit und weltweit zur Verfügung stellen.“ Die Dinge wieder in den Kreislauf zu bringen, ist Jürgen wichtig. Denn für ihn sind das nicht nur Baustoffe, sondern auch Kulturgüter: „Ich würde den Leuten gerne erklären: Ihr habt da ein Kapital, ihr habt da einen Kulturgegenstand.“

So einen Kulturgegenstand zu bewahren, ist aufwendig. Eine 300 Jahre alte barocke Tür muss er komplett auseinandernehmen, die Restaurierung dauert Wochen. Doch Jürgen ist sich sicher: „Wenn ich jetzt versuche, die gleiche Tür in der gleichen Ästhetik neu herzustellen, ist das genau so viel Arbeit.“ Also bringt er das historische Schmuckstück wieder zum Glänzen und zurück an seinen angestammten Platz. „Das Gefühl ist natürlich Klasse. Wenn du ein Objekt wieder heimbringst und es fühlt sich daheim und die Bewohner fühlen das, ist das doch wunderbar. So muss es sein.“

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