Pilger Javi ist obdachlos und lebt auf den Treppen einer Kirche

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Seit dem Sommer lebt Javi auf der Straße in Heidelberg. Er lebt auf einer Treppe einer Kirche, die er liebevoll dekoriert.

„Es ist wichtig, in diesem Leben Opfer zu bringen. Und was gibt es für ein größeres Opfer als sich selbst.“

Jeden Tag schmückt Javi die Treppe, auf der er übernachtet. Mit Blumen, kleinen Figuren, Bildern. „Jedes Teil hat eine Bedeutung. Das begreifen nur die, die mit den Herzen schauen“, sagt er.

Javi ist schon viel herumgekommen

Seit August lebt er in Heidelberg auf der Straße. Davor pilgerte er jahrelang durch Europa, bis er Multiple Sklerose bekam und sich nicht mehr gut fortbewegen konnte. Seitdem hat er seine Treppe. Er war auch schon mal in einem Obdachlosenheim, aber er sagt, das sei nichts für jemanden mit einer Behinderung. Er hofft, dass die Stadt ihm eine barrierefreie Wohnung gibt. Die Stadt sagt, diese Wohnungen gäbe es. Was genau das Problem ist, wissen wir nicht.

Die Passanten kennen ihn mittlerweile

Touristen fotografieren seine schöne Treppe, der eine oder die andere bleiben für einen Plausch und lauschen Javis Erzählungen. Die Leute aus der Umgebung kennen Javi schon gut, der DHL-Mann bringt in seiner Pause einen Kaffee vorbei und plauscht kurz mit Javi, eine ältere Dame fragt ihn: „Bleiben Sie ganzen Tag hier oder gehen wir einen Kaffee trinken?“ Javi geht gerne mit. Die beiden setzen sich in ein Café in der Nähe (mit fair gehandeltem Kaffee!) und Javi erklärt der Dame: „Es geht nicht darum, dass man dicke Autos fährt, große Häuser hat. Darum geht es nicht. Mir reicht ein kleines Zimmer, absolut. Und für meine Pflanzen ein kleines Zuhause.“ Ab und zu zieht er sich in eine Kirche zurück, ins Warme. Und philosophiert über das Leben.

„Glaub mir, auf der Straße, da sind Picassos, da sind Rembrandts, da sind Mozarts, da ist alles vertreten. Nur lässt man sie nicht. Ich wünsch mir wirklich einen Platz, einen festen Platz in dieser Gesellschaft zu haben. Dass man mich nicht nur der auf der Treppe sieht, sondern als Mensch anerkennt. Vor allem auch als kranker Mensch und das ist das Wichtige. Wenn man das macht ist alles gewonnen.“

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SWR