Bruder Otto lebt allein als Einsiedler in einem Haus in Wolfach, in der Jakobuskapelle am Rande des St. Jakobswegs im Schwarzwald. Er ist gerne allein, aber so ganz auf Menschen verzichten kann er nicht.
Glücklich als Einsiedler
Seit knapp zwei Jahren wohnt der Franziskanermönch Bruder Otto allein in einem abgelegenen Haus im Schwarzwald. Keine Nachbarn, keine Kneipe, kein Supermarkt um die Ecke – nur er und einige Wandernde, die an seiner Tür klopfen. Das Leben als Eremit bezeichnet er als das „wahre Glück“.
Model, Punk, Hausbesetzer
Das war nicht immer so. Jürgen, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, war ein Lebemann: In Freiburg engagierte er sich in der alternativen Szene. Er spielte in kleinen Filmen mit, war Model auf Laufstegen und für Kataloge, trug orangene Haare und besetzte sogar Häuser. „Ich war ein Müslipunk“, sagt er heute – nicht ganz so radikal wie andere, aber mit einem genauso freien Geist.
Meditation als Wendepunkt
Der Wendepunkt in seinem Leben kam mit dem Besuch eines Zenklosters. Das Meditieren und die Suche nach Spiritualität lassen ihn seither nicht los. „Irgendetwas hat mich zu sich gelockt. ‚Komm, komm, ich zeige dir etwas‘, sagte es. Heute weiß ich, dass es Gott war.“ Jürgen verbrachte Zeit in verschiedenen Klöstern, er war bei den Benediktinern, dem Lazarusorden und Franziskanern. Er wurde Mönch und nannte sich „Bruder Otto“.
Kein richtiger Eremit
Dann fand er die Eremitengemeinschaft in Frauenbründl, eine Gemeinschaft, die außerhalb von Klöstern lebt. Seit zwei Jahren nun bewohnt er als Eremit das Haus neben der Jakobuskapelle, oberhalb von Wolfach. Als einen hundertprozentigen Einsiedler sieht er sich aber nicht, dafür sei er zu sehr bei den Menschen. „Ich habe ein Helfergen in mir“, sagt er. Mit Anfang 50 machte Bruder Otto nochmals eine Ausbildung zum Altenpfleger und verdient seither in einer Einrichtung in Brenzheim seinen Lebensunterhalt. Sein Sinn für die Spiritualität kommt zudem als ehrenamtlicher Suchthelfer und Sterbebegleiter bestens zum Zug. Jetzt scheint er seinen Platz gefunden zu haben, als Menschenhelfer und Teilzeiteremit.
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‚Ich würde mich selbst als arm bezeichnen.‘
Tine muss im Monat mit wenigen hundert Euro über die Runden kommen. Die 39-Jährige ist körperlich krank und hat seit vielen Jahren eine wiederkehrende Depression. Sie arbeitet an einem ‚geschützten Arbeitsplatz‘ und bekommt Erwerbsminderungsrente.