Menschen mit Lese- und Rechtschreibschwäche helfen sich gegenseitig

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Julius Bauer
Julius Bauer Vorstellung (Foto: SWR)
Michèle Kraft
Michèle Kraft (Foto: SWR)

„Ich habe immer gedacht, ich bin der Einzige, der das nicht kann.“

6,2 Millionen Menschen* der Deutsch sprechenden Bevölkerung (18-64 Jahre) in Deutschland, haben Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben. Zu ihnen gehören Kerstin, Thomas, Sabrina, Yvonne, Valeri, Belinda und noch mal Kerstin. Sie sind in der Selbsthilfegruppe Wortsalat organisiert, die sich einmal im Monat trifft.

In der Gruppe tauschen sich die Mitglieder über ihre Erfahrungen im Alltag aus und machen sich gegenseitig Mut zum Weiterlernen. Daneben ist den Mitgliedern vor allem die Öffentlichkeitsarbeit wichtig. Sie wollen Vorurteile abbauen und anderen Betroffenen zeigen, dass nicht richtig lesen und schreiben zu können, nichts ist, wofür man sich schämen muss.

Die Gründe dafür sind vielfältig – Deutsch als Fremdsprache, Erkrankungen, Behinderungen, ein anderer Fokus der Eltern bei der Erziehung, zu geringe Förderung in der Schulzeit. So vielfältig wie die Gründe sind auch die Ausprägungen der Lese-Rechtschreibschwächen.

„Die meisten können etwas lesen und schreiben. Es gibt aber natürlich auch Leute, die wirklich nicht lesen und schreiben können“

Eines stört Kerstin besonders: „Dass man nicht akzeptiert wird.“ Fast alle Mitglieder der Gruppe mussten sich schon Vorwürfe gefallen lassen, dass sie nicht zur Schule gegangen, zu dumm, oder zu einfach zu faul seien. Auch im Alltag – etwa bei Briefen von der Bank – stießen einige von ihnen schon auf Unverständnis, wenn ihnen ein Text zu kompliziert oder zu lang war.

Was sie sich deshalb wünschen? Respekt, Geduld und, wenn sie darum bitten, auch Unterstützung. Aber vor allem wünschen sie sich, nicht als dumm abgestempelt zu werden.

Wenn ihr in eurem Umfeld Menschen kennt, die ein Problem mit Lesen und Schreiben haben, ermutigt sie, sich Hilfe zu suchen. Sie sind nicht allein mit ihrem Problem, es ist nichts, wofür man sich schämen muss und es gibt Stellen, wo ihnen geholfen werden kann.

Anlaufstellen sind:
Das Alpha-Telefon – 0800 53 33 44 55
Das Alpha-Portal – alpha.rlp.de
Die Fachstelle Grundbildung – fachstelle-grundbildung.de