Urs ist einer der letzten jungen Fischer vom Bodensee

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AUTOR/IN
Jonas Gernstl
ONLINEFASSUNG
Verena Ecker
Verena Ecker (Foto: SWR)

Es werden immer weniger Fischer auf dem Bodensee, die Erträge gehen seit Jahren dramatisch zurück. Dennoch führt Fischer Urs den elterlichen Fischereibetrieb in fünfter Generation fort.

„Wenn ich in der Früh in meinem Boot sitze und auf den See rausfahre, dann bin ich der glücklichste Mensch der Welt.“

Urs ist 2007 in die Fischerei seiner Eltern mit eingestiegen. Da war er 19. Zusammen mit seinem Vater fährt er fast jeden Tag frühmorgens bei Wind und Wetter hinaus auf den Bodensee, um Fische zu fangen.

Fischer auf Umwegen

Dass er Fischer werden würde, war für ihn jedoch nicht immer klar: „Als Kind bin ich mal mit meinem Vater mitgegangen, aber das Angeln interessierte mich eigentlich nicht.“ Nach der Schule machte Urs zunächst eine kaufmännische Ausbildung, denn er wollte erst mal etwas anderes sehen. Die Fischerei der Eltern entwickelte sich in dieser Zeit gut und Urs sattelte um, machte eine Ausbildung zum Fischwirt.

„Tradition spielt schon eine Rolle: Das was der Vater aufgebaut hat, wollte ich nicht einfach wegwerfen.“

 Bodensee-Fischer – ein Berufsstand kämpft ums Überleben

Doch es gibt immer weniger Fischer auf dem Bodensee, denn die Erträge gehen seit Jahren zurück. Urs sieht vor allem zwei Gründe dafür: Zum einen den Kormoran, ein Großvogel, der täglich bis zu 500 Gramm Fisch verschlingt, zum anderen den Nährstoffgehalt im See, der durch immer besser werdende Kläranlagen abnimmt. „Der See ist zu nährstoffarm. Wenn man nichts fressen kann, kann man nicht wachsen. Das ist eine ziemlich einfache Rechnung.“ Damit wird die Existenzgrundlage vieler Fischer bedroht, allein vom Fischfang lässt es sich am Bodensee nicht mehr leben. Auch Urs' Betrieb muss Fisch zukaufen, der in der Fischhandlung und im eigenen Fischimbiss vertrieben wird.

Und wie geht es für Urs und seinen Berufsstand am Bodensee in Zukunft weiter? „Hier am Untersee gibt es zurzeit von 20-25 Berufsfischern noch vier, die unter 50 Jahre alt sind. Wenn die älteren Fischer alle weggestorben sind, bleiben also noch vier Fischer übrig. Ob das dann die nächste Generation übernimmt, wird man sehen. Ich würde meinem Sohn nicht empfehlen weiterzumachen.“

Eines steht für Urs auf jeden Fall fest: „Nicht am See zu leben, kann ich mir nicht vorstellen.“

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