Es gibt ein Leben nach der Gewalt

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Alexandra Müller
Alex Müller (Foto: SWR)

Gabriela aus Breisach hat Gewalt erlebt: körperliche, psychische, sexualisierte – innerhalb der eigenen Familie. Sie ist noch traumatisiert, aber sie hat ihr Leben zurückerobert.

Gabriela (Foto: SWR)

„Für mich war die einzige klare Entscheidung, den Kontakt zu meinem Elternhaus abzubrechen, damit ich irgendwann leben kann.“

Gabriela hat Gewalt erlebt, körperliche, psychische, sexualisierte – innerhalb der eigenen Familie. Bis heute ist sie schwer traumatisiert. „Menschen lösen große Ängste in mir aus, das Einkaufen, Straßenbahn fahren. Ein Geräusch, ein Wort, ein Geruch und die Erinnerung ist wieder da. Alles Mögliche, das dazu führt, dass es zu sogenannten Triggern kommt.“

Aber Gabriela hat sich ein eigenes Leben erkämpft, das sie so lebt, wie sie es will. „Ich habe den Absprung 1992 geschafft, das war im Zuge eines Klinikaufenthaltes. Ich habe den Kontakt zu meinem Elternhaus, dem Täterhaus, abgebrochen und seitdem auch nie wieder aufgenommen. Damit ich irgendwann leben kann.“

Die Wut herauslassen

Gabriela habe erst nicht verstanden, warum sie den Kontakt komplett abbrechen muss, erzählt sie. Aber innerhalb der Therapie kam ihre Wut und sie schrieb einen zwölfseitigen Brief an ihre Familie.

Die Wut verarbeiten und sich befreien

„Der war so hasserfüllt. Ich habe die Wut rausgelassen. ‚Fahrt zur Hölle‘ stand da und ich habe auch konkrete Taten benannt.“

Nach dem Brief half ihr die Klinik, alle Kontaktversuche der Familie abzublocken. „Ich hatte erst Angst, Todesangst, dass sie mich finden. Erleichterung kam erst Jahre später.“

Familienfeste werden nicht gefeiert

Durch die Beziehung zu ihrem Exmann, ihrem jetzigen Lebensgefährten und ihren mittlerweile erwachsenen Söhnen habe sie gelernt, dass es auch Kinder gibt, die gewaltfrei aufwachsen. Familienfeste wie Weihnachten feiert sie aber bis heute nicht.

„Was ich schön finde ist der Lichtzauber, diese kuschelige Atmosphäre in der kalten Jahreszeit. Aber ich feiere keine kirchlichen Feste. Bei uns flog da auch mal ein ganzer Tisch mit dem Weihnachtsessen zu Boden.“ Gabriela sagt ganz klar: „Man muss sich Hilfe holen.“ Sie selbst hat jahrelang Therapien gemacht. Auch jetzt gibt es noch manchmal Rückschläge, aber sie gibt nicht auf. „Ich habe einen Leitsatz für mich gelernt: Lass es dir gut gehen, das ist die beste Rache.“

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