Bad Kleinen, 27. Juni 1993. Ein Sonntagnachmittag. Niemand auf dem Bahnhof ahnt, dass eine Polizeiaktion gegen die RAF unmittelbar bevorsteht. Als drei mutmaßliche Terroristen den Bahnhofstunnel betreten, löst ein Beamter der Eliteeinheit GSG 9 den Zugriff aus. Doch die Festnahme gerät zu einem Fiasko. Der junge GSG 9-Beamte Newrzella und der mutmaßliche Terrorist Wolfgang Grams kommen ums Leben. Die Terroristin Birgit Hogefeld wird verhaftet. Sehr schnell wird der Verdacht laut, Grams könnte von Polizisten der GSG 9 "hingerichtet" worden sein. Innerhalb weniger Tage tritt daraufhin der Bundesinnenminister zurück. Der Generalbundesanwalt wird entlassen, führende BKA-Beamte werden strafversetzt.
In Bad Kleinen habe das Bundeskriminalamt mit einer Hundertschaft von Beamten seine Schlagkraft beweisen wollen, sagt einer der damals leitenden BKA-Beamten, "und ausgerechnet das mussten wir versieben!" Noch härter fällt das Urteil von Ulrich Wegener aus, des Gründers der GSG 9: "Was in Bad Kleinen passiert ist, war eine Schädigung unseres Ansehens!" "Eine schlimme Zeit" konstatiert der damalige BKA-Präsident Hans-Ludwig Zachert. Denn der Rücktritt von Innenminister Rudolf Seiters und die Entlassung von Generalbundesanwalt von Stahl schienen die bösen Vermutungen zunächst zu stützen. Eine Staatskrise? "Der Staat hat das zur Krise gemacht", sagt der damalige Einsatzleiter des BKA Rainer Hofmeyer.
Erst heute erlauben lange unter Verschluss gehaltene Akten, die Ereignisse neu zu rekonstruieren und aufzuarbeiten. Für den Film kehren Protagonisten von damals an den Schauplatz des Geschehens in Bad Kleinen zurück: Rainer Hofmeyer leitete als Abteilungspräsident "Terrorismus" des Bundeskriminalamts die gesamte Operation, Gerrit Schwarz führte als leitender Oberstaatsanwalt in Schwerin die späteren Ermittlungen. Sie analysieren und bewerten noch einmal die Fehler, die damals gemacht wurden, und beraten das Fernsehteam. Insider aus dem BKA und der GSG 9, die seit dem Desaster von Bad Kleinen geschwiegen hatten, äußern sich vor der Kamera. Ihre Aussagen machen die Dokumentation nicht nur zu einem spannenden Zeugnis deutscher Zeitgeschichte; sie erlauben auch, die Hintergründe neu zu beleuchten.
Ein Film von Egmont Koch, Internetfassung: Lydia Egger