An den Seitenarmen des Amazonas herrscht zur Weihnachtszeit Sommer - Geschenke gibt es dennoch, darum kümmern sich die leuchtend gelben Schwefelfalter-Männchen. An den Lacken am Ufer treffen sich die Falter zu Tausenden und trinken das mineralienreiche Wasser- nicht nur, um ihren Durst zu stillen. Die meiste Flüssigkeit scheiden sie rasch wieder aus, nur die wertvollen Salze behalten sie im Körper. Sie werden den weiblichen Faltern als "Hochzeitsgeschenk" übergeben, vermutlich entwickeln sich die Eier dank der Mineralien besser.
Ziemlich feucht wird es rund um Weihnachten in Brasiliens zentraler Savannenlandschaft, der Cerrado: Zur Regenzeit bleibt kaum ein Auge trocken. Ständig sind die Kaninchenkäuze damit beschäftigt, ihr Federkleid von Nässe zu befreien. Für die bodenbewohnenden Eulen ist es dennoch eine gute Zeit: Ihre Jungtiere können lernen, Insekten zu fangen - davon gibt es gerade jetzt reichlich. Das Prinzip Heuschrecken-Jagd haben die jungen Käuze recht schnell begriffen. Doch wie, bitteschön, sollen sie mit diesem riesigen, Chitin-gepanzerten Käfer umgehen?
Schneezeit anstatt Regenzeit herrscht im kanadischen Winter: Wenn die Meisenhäher am Yukon brüten, türmen sich noch Schneemassen auf den Bäumen - von Frühling keine Spur. Das Sitzen auf dem Nest wird zur frostigen Angelegenheit - doch die Vögel sind schlau, denn das Brüten im Winter bietet einige Vorteile, zumindest wenn man vorgesorgt hat: Schon im Vorjahr haben die Vögel tausende Futterdepots unter der Rinde von Bäumen angelegt. Die Reserven helfen ihnen jetzt, die eisige Brutzeit gut zu überstehen. Ihre Küken werden als erste im Wald zur Welt kommen - ein enormer Entwicklungsvorteil im hohen Norden, wo die Sommer kurz sind.
Vor der Küste Australiens, in der lichtdurchfluteten Unterwasserwelt des Great Barrier Reefs, übernimmt die Rolle des Christbaumes ein Tier: der Weihnachtsbaumwurm. Seine farbigen Tentakelkronen entfalten sich unter Wasser wie ein geschmückter Tannenbaum - wenn auch nicht nur zur Weihnachtszeit. Mitnehmen ins heimische Wohnzimmer lässt sich dieser nur ein bis zwei Zentimeter große "Baum" allerdings kaum, denn seine auf Korallen gebauten Kalkröhren verlässt er zeitlebens nicht.