Fastnacht in Wolfach

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Fastnachtsspiele werden in Wolfach seit mindestens 1787 aufgeführt - so etwa das von der "Altweibermühle in Tripsdrill". Wolfacher Narren lieben es, anderen mit Witz und Spott die Wahrheit zu sagen. Eine organisatorische Eigenheit der Wolfacher Fastnacht: die freie Narrenzunft Wolfach ist kein Verein, kennt keine Vereinsbeiträge und auch keine Mitgliederliste. Dennoch schafft sie es, ein unglaubliches Programm auf die Beine zu stellen. Wer in Wolfach Fasnet feiern will, braucht Durchhaltevermögen.

Einen ersten Höhepunkt gibt es an Maria Lichtmess, am Sonntag vor dem schmutzigen Dunnstig: Es wird kräftig geschnurrt, sprich Wahres, Lustiges, aber wenig Schmeichelhaftes über die Mitbürger poetisch zum Besten gegeben. Weiter geht es am Mittwoch vor dem Schmutzigen Donnerstag: Der Herold der Grafen zu Wolva ruft am Mittwoch vor dem Narrenvolk die Fasnet aus. Aus diesem Anlass treten am Abend im Fackelschein die Hansel auf.

Mit der "Elfemeß" beginnt die Fastnacht am Schmutzigen Donnerstag dann richtig: Um 10.30 Uhr startet der erste große Umzug. Vorneweg springen die verschiedenen Hanselgruppen, hinterher marschieren Trommler und Stadtmusikanten. Die Kinder können Brezeln ergattern, indem sie eifrig Wolfacher Fasnetssprüche rufen.

Es wird laut in Wolfach

Der Fastnachtsmontag, im mittleren Kinzigtal Schellenmendig genannt, ist für die Wolfacher der Haupttag: Um halb sechs in der Früh treffen sie sich zum "Wohlauf", einem traditionellen Wecken. Die Narren und der Wohlaufmann erscheinen in Nachthemd, Zipfelmütze und weißen Strümpfen; in ihren Händen tragen sie Laternen und jede Menge Lärminstrumente. Mit ohrenbetäubendem Krach ziehen sie durch die Straßen, und wer bis dahin noch nicht wach ist, wird es spätestens dann sein. Am Nachmittag gibt es einen großen Umzug und ein Fasnetspiel, ein Theaterstück mit jährlich wechselnden Themen.

Am Fastnachtsdienstag beginnt um 17 Uhr erneut ein einzigartiges Spektakel: der historische Nasenzug. Die Jacken verkehrt herum an, phantastische Hüte auf dem Kopf und irre Nasen im Gesicht ziehen die Narren durch die Stadt und verbreiten mit ihren Instrumenten Lärm. Jegliches Instrument ist erlaubt, egal ob's dröhnende Hörner oder scheppernde Kochtopfdeckel sind. Teilnehmen dürfen allerdings nur Männer, was manche Frauen dazu motiviert, ihr Glück verkleidet zu versuchen. Vorsicht ist allerdings geboten: Wenn eine erwischt wird, landet sie im Brunnen.

Heulend und wimmernd ziehen die Narren in Frack und Zylinder am Aschermittwoch zunächst zum Finanzamt, anschließend gehen sie weiter zum Stadtbrunnen, um dort ihre Geldbeutel zu waschen.

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SWR