Fastnacht in Rottweil - "Narro, siebe Sih, siebe Sih sind Narro gsi"

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Die Rottweiler Fasnet gehört zu den ältesten und traditionellsten der schwäbisch-alemannischen Fastnacht. Laut der Hugschen Chronik soll bereits 1502 der Abt des Klosters Sankt Georgen zu Villingen "zwei Ochsen in die Fassnacht auf all Trinckstuben" geschenkt haben. Seither gibt es viele Belege des unbändigen Treibens und auch viele, die dieses verboten.

An Dreikönig beginnt die unruhige Vorfasnetszeit: Die Abstauber, Herren in Frack und Zylinder, machen sich mit ihren Besen auf den Weg durch die Häuser und befreien "Kleidle" und Larven von Staub und Dreck. Von da an treffen sich Vereine und Gruppen zu verschiedenen Veranstaltungen.

Am Schmotzigen Donnerstag geht es dann richtig los: Schmotzige Gruppen ziehen durch die Altstadtgassen von Lokal zu Lokal, lassen ihre Peitschen knallen, singen Lieder und blicken reimend aufs vergangene Jahr zurück. Auch einen Fastnachtsmarkt gibt es an diesem Tag.

Mit einer Fasnetsproklamation beginnt Viertel vor zwölf der Fastnachtssonntag. Der Herold ruft "a neue Obrigkeit" aus und zwei Ausscheller verkünden den Anfang der Fasnet in der alten Narrenstadt. Am Nachmittag haben dann die Narrenkinder ihren Spaß. Als Bajassen in Gelb-Schwarz beginnen sie um 15 Uhr ihren Umzug.

Narrenfiguren Schantle und Fransenkleidle bei der Fasnacht in Rottweil (Foto: SWR, Foto: Simone Rapp)

Erst jetzt darf man die historischen Kostüme zeigen

Am Fastnachtsmontag Punkt acht Uhr morgens beginnt das etwa vierstündige Hauptereignis der Rottweiler Fasnet: der berühmte Narrensprung. Dann sieht der Fasnets-Fan die historischen Kleidle zum ersten Mal in der Öffentlichkeit, vorher dürfen sie nicht getragen werden. Durch den dunklen Bogen des Schwarzen Tors tritt die Narrenschar: vorneweg die Herolde, dann die Jugendmusikkapelle, Till Eulenspiegel, die Schar des Narrensamens mit dem Langen Mann, Brieler Rössle, Narrenengel, Stadtkapelle und dann endlich bis zu 3.000 der klassischen Narrenfiguren. Allesamt treffen sich zum Finale auf dem Friedrichsplatz und machen Krach - "jucken" würden die Rottweiler sagen. Anschließend verteilen sich die Narren über die ganze Stadt.

Den zweiten Narrensprung gibt's am Morgen des Fastnachtsdienstag und am Nachmittag dessen letzte Wiederholung. Danach beginnt das Klagen: "O jerum, o jerum, die Fasnet hot a Loch." Punkt 18 Uhr, wenn es zur Betzeit läutet, ist alles vorbei.

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SWR