Fastnacht in Villingen - "Narro Wießbrot, gib mer au e Schtückle Schwarzbrot."

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Seit Generationen wird die Villinger Fasnet gemäß alter Traditionen gepflegt. Ein erster Beleg findet sich in Schriftstücken aus dem Jahre 1467, später wird die Fasnet in Ratsprotokollen erwähnt. Berühmt ist Villingen für die Kunst des an barocke Vorbilder anknüpfenden Maskenschnitzens - der Bestand an wertvollen Schemen ist in der schwäbisch-alemannischen Fasnet unübertroffen.

Wie in anderen Hochburgen der schwäbisch-alemannischen Fastnacht beginnt auch in Villingen die närrische Zeit am 6. Januar. Die Schemen - so heißen dort die Masken - werden in der guten Stube aufgehängt, der Narrobrunnen wird geschmückt. Schon Wochen vor der Fastnacht werden von Kindern und Jugendlichen die Narrorollen auf den Straßen »geschüttelt«. Außerdem werden Hausbälle gefeiert und Kappenabende abgehalten.

Narrobrunnen in Villingen (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Michael Szönyi)
Brunnenfigur des "Narro" im historischen Villingen.

Am Schmotzige Dunnschtig ziehen die Erwachsenen verkleidet durch die Stadt. Beim Kinderumzug wetteifern Schulklassen um die kreativsten Kostüme. Ganz vorne laufen die kleinen Narros als Narrosome - der Schmotzige Dunnschtig gehört allein der Jugend.

Ein Kater wird befreit und die Fasnet gesucht

Am Nachmittag des Fasnetsunntig wird der Kater Miau mit Hilfe der Katzenmusik und dem Verein der Rietvögel aus dem Romäusturm befreit. Die Repräsentanten der Narrozunft machen sich um 18 Uhr auf vor das Rathaus, um dort den Schlüssel und mit ihm die Amtsgewalt abzuholen. Anschließend suchen die Glonkis die Fasnet und finden sie am Bickentor.

Früh bei Tagesanbruch des Fasnetmentig zieht die Katzenmusik durch die Stadt und kündet lautstark vom Beginn der Fasnet. Um neun Uhr startet dann der Umzug der Narros, Stachis, Altvillingerinnen, Morbili, Butzesel und Wuescht. Dabei ist es Aufgabe des Narro zu strählen, eine Rügeform, bei der sie ihre Mitmenschen humorvoll an ihre "Verfehlungen" erinnert. Bis Aschermittwoch bekommen einige ihr Fett ab.

Beim großen Umzug am Fasnetzieschtig bietet sich den angereisten Menschenmengen ein imposantes Schauspiel, wenn die historischen Villinger Figuren nochmals durch die Stadt ziehen. Ihnen folgen andere Vereine und Musikkapellen. Um Mitternacht, wenn die Zunft schweren Herzens den Stadtschlüssel zurückgibt, ziehen die Wuescht alles Stroh aus ihren Hosen und Jacken. Damit wird ein großes Feuer entfacht, und alle stehen traurigen Herzens drum herum.

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SWR