Die Anhaltspunkte scheinen eindeutig: Rechtsanwalt Rainer Ahues (Bremen) hat heute im GIMF-Verfahren vor dem Oberlandesgericht München angeprangert, dass die „zweite Generation“ der Globalen Islamischen Medienfront (GIMF) offenbar von der amerikanischen Bundespolizei FBI und einer privaten Beratungsfirma für Terrorismusbekämpfung unterwandert worden ist. Damit nicht genug: Der deutsche Auslandsgeheimdienst BND soll es gewußt haben. Und all das, so Ahues, ergibt sich aus den Ermittlungsakten – und düpiert damit auch das Bundeskriminalamt, das offenbar monatelang bei seinen Ermittlungen auch einen Internet-Account beobachtete und auswertete, den die US-Kollegen des FBI betrieben hatten. Da kann man nur laut Aua rufen.
Laut Dem Schriftsatz von Rainer Ahues geht es um die Emailadresse tavit201@yahoo.de und die dazugehörige virtuelle Identität Said ibn Abdullah al-Hanafi (wohl eine historische Anspielung). Sie tauchte auch als Ahmet K immer wieder bei den Ermittlungen auf und war den GIMF-Leuten nach der Verhaftung des Gründers der deutschen Sektion ungemein behilflich: Er konnte Foren einrichten, kaufte die Software dafür, gab Ratschläge zur Konspiration und vermittelte Serverkapazität in Malaysia. 2009 notierte ein Kriminalhauptkommissar über Ahmet K:
„In der Summe der Konversation zwischen [dem Angeklagten] T. und „Ahmet K. entsteht der Eindruck, dass „Ahmet K“ als Mittler zwischen der internationalen und der deutschen GIMF fungiert. Zudem stellt „Ahemt K“ für T wichtige Grundlagen bereit, so z. B. Speicherplatz im Internet, eine Domain und Software..“
An anderer Stelle schreibt ein Oberkommissar unter bedauerlicher Verwendung des Apostrophs:
„T. folgte dem Rat Ahmet K’s, das Forum der GIMF auf einem Server in Malaysia zu hosten. Ahmet K. stellte T die Lizenz für die Software der GIMF-Foren unentgeltlich zur Verfügung“.
Es gäbe weitere Beispiele. Doch die Sprengwirkung entsteht erst durch eine schriftliche Vernehmung, in der das FBI den „Betreiber“ der Identität von tavit201 befragt hat. Es soll sich um Joshua Devon handeln, einen Begründer von SITE. Er sagt dem FBI
„Dies ist eine historische Person, die von uns – mit Kenntnis des deutschen BND – Ende 2007 und Anfang 2008 benutzt worden ist. Unter Zuhilfename dieser Persönlichkeit chatten wir mit der neuen Führung der Globalen Islamischen Medienfront in der Zeit nach der Festnahme von Mahmoud… Während der Benutzung dieser Persönlichkeit haben wir dem Administrator der GIMF einen Server zur Verfügung gestellt…. Anschließend übermittelten wir alle Informationen, die wir auf diesem Weg erhielten an den deutschen BND.“
Die Sache wird auch nicht dadurch besser, dass sich das FBI wohl also nur indirekt dem SITE-Institute bedient hat, einer Analysegruppe, die Rechtsanwalt Ahues mit dem israelischen Geheimdienst Mossad in Verbindung bringt.
Fraglich ist nun, welche Folgen diese Verwicklung für die Angeklagten hat. Haben sie sich nicht strafbar gemacht, falls sie tatsächlich (indirekt) vom FBI angeleitet wurden oder zumindest erhebliche Hilfe bekommen? Und noch eine spannende, aber leider wohl unbeantwortete Frage: Was sagen eigentlich die Polizei-Ermittler im internen Gespräch den Kollegen vom BND darüber, dass man monatelang sinnlos hinter den eigenen US-Kollegen herermittelt? Bei diesem Gespräch wäre ich gerne Mäuschen!
Möglicherweise haben diese Fragen aber nur für Renee Marc S. Relevanz. Drei Angeklagte sind schon verurteilt, gegen einen weiteren ist das Verfahren abgetrennt. Neben S. bleiben damit noch drei weitere übrig, aber viel spricht dafür, dass auch ihre Verfahren in der kommenden Woche abgetrennt werden und schnell zu Ende gehen. Aber Renee Marc S. will es wohl wissen. Und ganz ehrlich: Ein bisschen kann ich es verstehen!
schreibt am 9. September 2011 16:53 :
schreibt am 9. September 2011 17:53 :
schreibt am 10. September 2011 08:49 :
schreibt am 10. September 2011 09:46 :
schreibt am 10. September 2011 11:35 :
schreibt am 11. September 2011 00:57 :
schreibt am 11. September 2011 04:10 :