Zwillinge mit bipolarer Störung

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„Jeder hat sein Päckchen zu tragen, ob Zucker oder Krebs, er muss damit leben. So müssen wir das auch. Ich sage immer, das ist der Krebs der Seele.“ Brigitte und Renate, 57, aus Karlsruhe, leiden unter der Bipolaren Störung. Früher nannte man dieses Krankheitsbild „Manische Depression“. Die Krankheit äußert sich in stark schwankenden Stimmungsphasen. Brigitte erkrankte mit 28, ihre Zwillingsschwester Renate mit 18 Jahren. Seitdem verläuft die Krankheit sehr unterschiedlich, manische und depressive Phasen wechseln sich in unregelmäßigen Abständen ab. „Ich hatte über Jahre eine tolle Zeit. Bei Renate war es mal eine lange Zeit sehr schlecht, von einem Krankenhaus ins andere. Und nichts hat etwas gebracht.“ Zum Zeitpunkt des Interviews befinden sich die beiden in einer manischen Phase, können reflektiert über alles sprechen, amüsieren sich. Doch sie wissen beide, dass es auch dieses Mal nicht lange anhalten wird. Wenn sich die Depression dann wieder ankündigt, „will man es erst nicht wahrhaben, versteckt sich vor allen. Meine Schwester hört das sofort am Telefon und umgekehrt“, erklärt Renate. Eine Zeit lang haben die beiden gar keine Termine ausgemacht, in Voraussicht, dass die Krankheit dazwischen spielen könnte. „Aber das ist auch verkehrt. Man darf sich nicht davon bestimmen lassen. Mittlerweile habe ich einen guten Freundeskreis. Wenn wir uns treffen wollen und ich sage ‚Nein mir geht’s nicht gut, kommt nicht.‘, dann kommen sie trotzdem.“ Renate ist mittlerweile zwangsberentet, Brigitte arbeitet halbtags. Die manischen Phasen genießen sie in allen Zügen: Radfahren, Schwimmen, Freunde treffen. „Das ist dann, wie wenn sich der Körper das wieder zurückholt. Man hat einen gewissen Nachholbedarf.“ Brigitte und Renate möchten noch eine Botschaft loswerden: „Es kann jeden treffen. Und es braucht mehr Verständnis in der Gesellschaft dafür.“

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SWR