Dirigent, Pianist und Weltbürger
Der Ausnahmemusiker Daniel Barenboim prägt die klassische Musikwelt wie kein zweiter. Nicht nur hat er als Pianist früh alles erreicht, sondern sich auch als Dirigent Weltruhm erspielt.
Für seine künstlerischen Leistungen wie auch für sein unermüdliches gesellschaftspolitisches Engagement im Nahen Osten genießt er weltweit hohes Ansehen. Die Liste der Preise und Auszeichnungen ist lang: Ernst von Siemens Musikpreis, Herbert-von-Karajan-Musikpreis, Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland, Ernennung zum UN-Sonderbotschafter.
Barenboim glaubt an Versöhnung durch Musik
Barenboim glaubt an die versöhnende Kraft der Musik. Zeit seines Lebens engagierte er sich für eine friedliche Lösung des Konflikts zwischen Israel und Palästina, basierend auf gegenseitigem Verständnis und Dialog.
Zusammen mit dem palästinensischen Kulturwissenschaftler Edward Said gründete Barenboim 1999 das West-Eastern Diwan Orchestra, ein Jugendorchester bestehend aus Musiker*innen aus Israel, Palästina und anderen Ländern des Nahen Osten.
Klavierspielen vom Vater gelernt
Daniel Barenboim wurde am 15. November 1942 in Buenos Aires geboren. Er stammt aus einer Familie russisch-jüdischer Auswanderer nach Argentinien. Barenboims Eltern waren Musiker und Pädagogen. Sein Vater brachte ihm das Klavierspielen bei und blieb sein einziger Lehrer.
Als die Familie 1952 Argentinien in Richtung Israel verließ, erhielt Barenboims musikalische Entwicklung neue Impulse. Er studierte in Salzburg und Paris und galt bald als musikalisches Ausnahmetalent.
Zur Person Der Pianist und Dirigent Daniel Barenboim – Zum 80. Geburtstag
Daniel Barenboim ist eine der zentralen Künstlerpersönlichkeiten der Gegenwart. Als Pianist, Dirigent und Initiator viel beachteter Projekte ist er seit Jahrzehnten in der Musikwelt aktiv. Für sein Engagement wurde er mehrfach ausgezeichnet. Anlässlich seines 80. Geburtstages porträtiert die Musikjournalistin Maria Ossowski den Klassik-Star.
Schon als Teenager eine Sensation
Daniel Barenboim machte zunächst als Pianist Karriere. Als 13-Jähriger spielte er umjubelte Debüts in London und Paris und später mit erstrangigen Orchestern auf der ganzen Welt.
Das umfangreiche Repertoire, dass Barenboim sich als Pianist erarbeitet hatte, war beeindruckend. 1972 nahm ihn die Deutsche Grammophon erstmals unter Vertrag. Aus dieser Partnerschaft entstanden bedeutende Aufnahmen sowohl als Solokünstler als auch in Zusammenarbeit mit den Klassikgrößen seiner Zeit: Dietrich Fischer-Dieskau, Jessye Norman, Itzhak Perlman, Jacqueline du Pré.
Aufstieg zum Dirigenten von Weltrang
In den 60er-Jahren entwickelte er sich zu einem Dirigenten von Weltrang, der mit allen bedeutenden Orchestern der Welt spielte: London Symphony Orchestra, London Philharmonic Orchestra, Berliner Philharmoniker, Chicago Symphony Orchestra, Orchestre de Paris, Bayreuther Festspiele, Wiener Philharmoniker, Mailänder Scala.
Die Berliner Staatsoper Unter den Linden machte ihn 1992 sogar auf Lebenszeit zu ihrem Künstlerischen Leiter und Generalmusikdirektor. Auch die Staatskapelle Berlin machte ihn zu ihrem Chefdirigenten auf Lebenszeit.
Kritik an patriarchalem Führungsstil
2019 geriet Daniel Barenboim wegen Kritik an seiner Person und seinem Führungsstil in die Schlagzeilen. Mehrere Mitarbeitende der Berliner Staatsoper und andere Musiker*innen berichteten – teils anonym, teils unter ihrem Klarnamen – über physische und psychische Übergriffe und sprechen von einer „Atmosphäre der Angst“.
Er sei kein Lamm, sagte Barenboim gegenüber SWR2 zu den Vorwürfen, „ich rege mich auf, ab und zu.“ Gedemütigt habe er aber nie jemanden.
Gesundheitliche Probleme
Aufgrund gesundheitlicher Probleme musste sich Daniel Barenboim zuletzt teilweise von seinen Verpflichtungen zurückziehen. Im Herbst 2022 hatte er mitgeteilt, für längere Zeit nicht mehr dirigieren zu können. Auch die geplanten Feierlichkeiten zu seinem 80. Geburtstag in Berlin musste er absagen.
Dennoch: Die Musik sei ein dauerhafter Bestandteil seines Lebens, schrieb Barenboim Anfang Oktober auf Twitter. „Wenn ich zurück und nach vorne blicke, bin ich nicht nur zufrieden, sondern zutiefst erfüllt.“